mit Ulrich Irnich & Markus Kuckertz

Shownotes

Folge 35 beschäftigt sich mit der Frage, ob Achtsamkeit die Kernprobleme der modernen Arbeitswelt lösen kann. Zu Gast ist Dr. Martina Weifenbach, CEO und Mitgründerin von myndway.

Martina und ihre Kolleginnen und Kollegen von myndway beraten und trainieren Unternehmen, Führungskräfte und Teams für einen gesunden digitalen Arbeitsalltag. Dabei wird Achtsamkeit mit digitalen und agilen Methoden kombiniert, um die eigenen Fähigkeiten um wichtige Zukunftskompetenzen zu ergänzen. Alles mit dem Ziel, die moderne Arbeitswelt für alle nachhaltig zu verbessern.

Uli, Markus und Martina diskutieren über Achtsamkeit als eine über­raschend wirksame Antwort auf zentrale Probleme der modernen Arbeitswelt. Dabei macht Marita deutlich, dass Achtsamkeit sogar maßgeblich dazu beitragen kann, Innovationen voranzutreiben. Die Diskussion zeigt, dass Führungskräfte eine zentrale Rolle bei der Einführung von Achtsamkeit in den Arbeitsalltag spielen.

Wer mehr erfahren möchte, findet hier weitere Informationen:

Euer Feedback zur Folge und Vorschläge für Themen und Gäst:innen sind sehr willkommen! Vernetzt Euch und diskutiert mit:

Mitwirkende – Hosts: Ulrich Irnich & Markus Kuckertz // Produktion: Daniel Sprügel, Maniac Studios (https://maniacstudios.com/) // Redaktion: Marcus Pawlik © Digital Pacemaker Podcast 2023

Zusammenfassung

In dieser Episode des Digital Pacemaker Podcasts sprechen wir mit Dr. Martina Weifenbach, CEO und Mitgründerin von Mindway, über die zentrale Rolle von Achtsamkeit in der modernen Arbeitswelt. Martina bringt ihre Erfahrungen aus über fünf Jahren Unternehmensführung und Forschung zusammen, um zu erläutern, wie Achtsamkeit nicht nur das individuelle Wohlbefinden verbessern, sondern auch die Innovationskraft und Resilienz von Unternehmen steigern kann.

Im Gespräch betont Martina die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt, die durch verstärkte Remote-Arbeit und die damit verbundene Arbeitsverdichtung geprägt ist. Sie erläutert, dass Achtsamkeit als ein wirksames Mittel zur Bewältigung von Stress und Unsicherheit fungieren kann, das nicht nur individuelle Mitarbeiter unterstützt, sondern auch die Unternehmenskultur insgesamt positiv beeinflusst. Ihre Grundthese ist, dass geförderte Achtsamkeit in Teams zu einer höheren Empathie, besseren Zusammenarbeit und mehr Innovationsfähigkeit führt.

Martina beleuchtet auch die wissenschaftliche Basis der Achtsamkeit und nennt verschiedene Studien, die die positiven Auswirkungen von Achtsamkeitspraktiken auf die psychische Gesundheit und die Resilienz belegen. Die negative Wirkung von Stress, wie eine erhöhte Cortisolproduktion, kann durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen positiv beeinflusst werden. Sie erklärt, dass Achtsamkeit nicht nur einen positiven Einfluss auf das individuelle Wohlbefinden hat, sondern auch als Katalysator für Kreativität und Innovation in Unternehmen dient.

Ein zentrales Thema der Diskussion ist die Rolle von Führungskräften bei der Implementierung von Achtsamkeit im Unternehmensalltag. Martina argumentiert, dass das Vorleben von Achtsamkeit durch das Top-Management entscheidend ist, um eine Kultur zu schaffen, in der Mitarbeiter sich wohlfühlen, ihre Gedanken und Gefühle zu teilen. Uli und Martina reflektieren über persönliche Erfahrungen in der Führung und betonen, wie wichtig es ist, authentisch und verletzlich zu sein, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung erfolgreicher Achtsamkeitsprogramme in Unternehmen. Martina gibt konkrete Empfehlungen, wie Organisationen Achtsamkeit in ihre Strategie integrieren können. Dabei hebt sie hervor, dass Budget und strategische Verankerung entscheidend sind, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Freiwilligkeit der Teilnehmer spielt außerdem eine wesentliche Rolle für den Erfolg solcher Programme.

In einem abschließenden Ausblick diskutieren die Gastgeber mit Martina die Zukunft von Achtsamkeit in der Arbeitswelt. Sie sind sich einig, dass der Mensch und seine Bedürfnisse immer mehr in den Fokus rücken müssen, um den Herausforderungen der Digitalisierung und des Wandels zu begegnen. Vor allem benötigt es Mut und eine langfristige Vision seitens der Führungskräfte, um Achtsamkeit in die DNA der Unternehmenspraxis zu integrieren.

Durch diese tiefgehende Unterhaltung erhalten die Zuhörer wertvolle Einblicke in die Bedeutung von Achtsamkeit und deren transformative Kraft für die moderne Arbeitswelt.

Transkript

Speaker0:[0:00] Ohne Achtsamkeit wird das nicht funktionieren. Deshalb glaube ich auch, dass das Thema Achtsamkeit nicht mehr wegzudenken ist aus den Unternehmen. Gleichzeitig sehe ich, es braucht eben Mut und Invest, diesen Weg dann auch zu gehen.

Music:[0:13] Music

Speaker2:[0:27] Herzlich willkommen zum Digital Pacemaker Podcast mit euren Gastgebern Uli Irnig und mit mir Markus Kokerz. Heute sprechen wir darüber, ob Achtsamkeit die Kernprobleme der modernen Arbeitswelt lösen kann. Zu Gast ist Dr. Martina Weifenbach, CEO und Mitgründerin von Mindway. Martina, ich freue mich wirklich, dass du heute Zeit für uns hast und unsere Gästin bist.

Speaker0:[0:47] Danke, schön da zu sein.

Speaker2:[0:50] Martina und ihre Kolleginnen und Kollegen von Mindway beraten und trainieren Unternehmen, Führungskräfte und Teams für einen gesunden digitalen Arbeitsalltag. Dabei wird Achtsamkeit mit digitalen und agilen Methoden kombiniert, um die eigenen Fähigkeiten, um wichtige Zukunftskompetenzen zu ergänzen. Alles, um die moderne Arbeitswelt für alle nachhaltig zu verbessern. Uli, ich sage auch Hallo zu dir und das ist mal wieder ein Thema. Ich würde sagen, Volltreffer für uns beide hier, weil das ist wirklich was, was uns auch jeden Tag beschäftigt. Und wir hatten das schon mal öfter, spätestens seit der Corona-Zeit verbringen wir einen Großteil unserer Arbeitszeit im digitalen Raum. Da interessiere mich natürlich, welche persönlichen Antworten hast du für dich denn entwickelt, um mit dieser neuen Realität umzugehen? Was hast du da für Tipps?

Speaker1:[1:34] Vielen lieben Dank, Markus. Und auch von meiner Seite herzlich willkommen, liebe Martina. Achtsamkeit, das ist ja so ein Trigger, wo ich ganz ehrlich sagen muss, vor allen Dingen in der Corona-Zeit hat es dazu geführt, nochmal deutlicher hinzusehen und auch deutlicher zu schauen, wie du die Balance findest zwischen digitalem Raum und neuer Arbeitsweise, aber gleichzeitig auch genug Zeit dir selber gibst und auch mit dir selber sehr gut umgeht. Und das klingt immer so leicht, wenn man das so erzählt. Tendenziell bin ich auch ein Selbstausbeuter, also habe auch eine Tendenz dazu, eigentlich mehr versuchen, aus mir rauszuholen, als es eigentlich geht. Für mich sind so Themen, bewusst Abstand zu nehmen, also bewusst zu reflektieren. Und vor allen Dingen dann, wenn es am emotionalsten wird, den Schritt nach hinten zu machen und nochmal zu reflektieren. Was mir am meisten immer hilft, ist laufen gehen. Das ist so für mich, da wird mein Kopf frei. Und damit schaffe ich halt immer direkt in den jetzigen Moment, quasi die Entkopplung. Und das schafft mir halt auch den Raum, tatsächlich die Reflexion durchzuführen. Und das hilft ungemein. Und wir haben das ja gerade in der Pandemie sehr stark gespürt, dass wir von außen viele Impulse gerade auf das Thema Achtsamkeit lenken mussten, damit halt

Speaker1:[2:51] Am Anfang wird das ja manchmal so ein Stück weit belächelt, um halt auch den Menschen den Raum zu geben, das wirklich ernst zu nehmen. Und deswegen freue ich mich heute umso mehr, dich, liebe Martina, hier zu haben. Ich richte jetzt den Scheinwerfer auf dich. Unser heutiger Gast ist Dr. Martina Weifenbach. Herzlich willkommen, liebe Martina. Martina hat Mindway vor etwas mehr als fünf Jahren zusammen mit ihrem Mann gegründet, also deutlich vor der Pandemie, was nochmal bemerkenswerter ist. Davor war sie mehr als vier Jahre am Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin tätig. Zuletzt als Head of Research, Innovation und Entrepreneurship. Sehr spannend, da kommen wir mit Sicherheit gleich nochmal drauf zurück. Martina hat einen Master of Arts in Management und Consulting von der Lancaster University, war Forschungstipendiatin an der University of California in Berkeley und hat an der Universität St. Gallen am Institut für Technologiemanagement promoviert. Liebe Martina, herzlich willkommen. Wenn ich mir deinen Lebenslauf so ein Stück weit anschaue, dann hast du ja viele Perspektiven da schon erlebt, von Forschung über tatsächlich auch jetzt in das eigentliche Thema Entrepreneurship. Was war denn für dich so die größte Herausforderung gerade in diesem Change?

Speaker0:[4:07] Die größte Herausforderung in dem Change, erstmal danke für die Vorstellung und danke für die Frage, war, mit Selbstironie auf mich als Unternehmerin zu blicken. Weil in meiner Forschung ging es ja darum, wie gestalten Unternehmer und Unternehmerinnen Business Models und Business Model Innovation bis hin zu, wie gestalten etablierte Unternehmen Business Model Innovation im Kontext der Digitalisierung. Und um was es da eigentlich immer ging, war, um wie gehen wir in diesen Veränderungsprozessen mit Unsicherheit um. Also die wunderbare VUCA-Welt, die wir alle kennen, Ambiguität, Unsicherheit, Volatilität und so weiter, haben wir alle schon gehört. Und ich fand es sehr spannend, über die unternehmerische Unsicherheit zwar zu wissen aus der Theorie, aber es war was ganz anderes, die selbst und das ist weiterhin so, als Unternehmerin zu erfahren. Und da kann ich sagen, da hilft mir die Achtsamkeit sehr, immer wieder drauf zu gucken, wie du das gerade schon so wunderbar beschrieben hast. Was ist Achtsamkeit, Präsenz, Selbstreflexion und auch eine gewisse Form der Selbstregulierung, aber ganz ehrlich auch nicht immer. Also das ist nur so bis zu einem gewissen Grad möglich, aber ich denke da oft schmunzelt an meine Forschung, was es doch für ein Unterschied ist, in der Theorie Dinge zu beforschen und im echten Leben Dinge dann auch zu erleben.

Speaker1:[5:29] Was ist für dich so ein typischer Trigger, wenn du gerade so emotional in einem Thema gefangen bist, um dich da so ein Stück weit wieder rauszuziehen?

Speaker0:[5:37] Also was ich wirklich sehr viel und sehr oft mache, ist mit der Atmung zu arbeiten und dann wirklich ganz bewusst auf meine Atmung zu achten. Also ich habe selbst eine tägliche Praxis, in der ich immer meditiere am Morgen und atme. Und wenn ich merke, ich werde nervös oder emotional oder es kommt irgendwie was anderes, dann versuche ich auch, wie du das beschrieben hast, immer so den Schritt zurückzugehen, bewusst aus der Situation heraus und dann auf den Atem zu achten und dann eben wieder Atemübungen zu machen. Das hilft mir auch zu merken, okay, mein Nervensystem wird wieder ruhiger, es gleicht sich wieder ein bisschen aus und ich trete damit auch ganz bewusst aus den 4F, Fight, Flight, Freezer vorn heraus. Also vorn heißt unterordnen in dem Kontext.

Speaker2:[6:25] Martina, wir haben uns natürlich im Vorfeld der Folge mit dir auseinandergesetzt und haben mal drei Thesen wie immer zusammengefasst. Und das Erste ist, was du sagst, für zentrale Probleme der modernen Arbeitswelt ist Achtsamkeit eine überraschend wirksame Antwort. Ort. Dann sagst du, Achtsamkeit kann maßgeblich dazu beitragen, Innovationen voranzutreiben. Und zu guter Letzt sagst du, Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Einführung von Achtsamkeit in den Arbeitsalltag. Und wenn wir zum ersten Thema kommen, bevor wir da komplett in der Tiefe verschwinden, vielleicht einfach mal die pure Frage, was bewirkt Achtsamkeit im Arbeitskontakt aus deiner Sicht?

Speaker0:[7:00] Wir haben es ja schon ein bisschen gehört von Uli gerade eben in der Reflexion, was das in den letzten Jahren passiert. Wir haben eine Arbeitsverdichtung erlebt durch das Arbeiten von zu Hause, durch die Remote-Arbeit. Wir haben teilweise viel Unsicherheit erlebt im Sinne von, was passiert jetzt eigentlich in dieser Pandemie und auch danach? Wie verändert sich vielleicht die Wirtschaft? Wie verändert sich auch die Gesellschaft? Und dann erleben wir weiterhin immer wieder Krisen. Die erleben Menschen sehr intensiv in der Arbeit, aber natürlich auch darüber hinaus.

Speaker0:[7:33] Und was wird dadurch wichtiger? Nicht nur Achtsamkeit an sich, sondern auch die Effekte, die Achtsamkeit erzielen kann. Und die Forschung sagt uns zum Beispiel, und jetzt gucken wir eher auf die Einzelpersonen, Achtsamkeitspraktiken wie Meditation, bewusstes Atmen haben positive Effekte auf unsere Resilienz, also die Fähigkeit, mit herausfordernden Situationen umzugehen. Kann man sich ein bisschen vorstellen wie ein Muskel. Und das wird auf jeden Fall Also zu merken, wie geht es mir in bestimmten Situationen und dann auch zu lernen, wie kann ich damit umgehen, ohne dass die Situationen die Kontrolle über mich übernehmen. Und das kann eine Arbeitssituation der Überforderung sein, das kann eine Arbeitssituation sein, wo ich irgendwie nicht wirklich weiter weiß. Es kann aber auch eine Situation sein von, ich habe einen Fehler gemacht, das sehe ich ganz oft. Und ich traue mich aber nicht drüber zu reden und ziehe mich eher zurück. Und dann macht dieser Fehler was mit den Menschen und hat ganz starke Effekte. Ich könnte jetzt weitergehen, aber vielleicht belassen wir es erstmal dabei. Es gibt noch so Faktoren, auf die ich sonst gucke. Das sind Faktoren wie Empathie, Kollaboration, Innovationsfähigkeit. Aber da würde ich dann gerne im nächsten Schritt drauf kommen.

Speaker2:[8:48] Ja, gerne. Ich meine, jetzt hast du natürlich, hier sitzen wir jetzt zu dritt. Und ich glaube, dass wir alle drei Achtsamkeit schon gearbeitet haben und auch daran glauben, davon überzeugt sind und diese Wirkung schon gespürt haben. Die große Frage ist natürlich, wenn ich jetzt vielleicht ein paar Analytiker links und rechts in meiner Arbeitswelt davon überzeugen kann, kommt natürlich schnell die Frage auf, lassen sich solche Effekte denn wirklich nachweisen? Was ist denn die Wissenschaft dahinter? Hast du da gute Belege oder gute Studien, was dahinter steckt?

Speaker0:[9:13] Also das ist sehr spannend, wenn man mal drauf guckt. Man kann sagen, die Forschung hat zentral angefangen mit einer Persönlichkeit, von der wir vielleicht alle auch schon mal gehört haben, nämlich mit John Kabat-Zinn. John Kabat-Zinn hat das Programm Mindfulness-Based Stress Reduction initiiert, damals in Harvard an der Harvard Medical School und er hat das im Prinzip so ein bisschen rausgezogen aus religiösen Kontexten und hat gesagt, ich will einfach einen Weg schaffen, damit Menschen durch Achtsamkeitsinterventionen einen Zugang zum Stressmanagement finden. Und dadurch, also auch durch die Andockung, wo er eben auch schon war, hat er eigentlich mit angefangen, Forschung zu betreiben. Da kann man sagen, das war jetzt eher der medizinische und psychologische Hintergrund. Und nach und nach hat sich auch eine ganz spannende Forschung um diese Themen aus den Bereichen Neurowissenschaft und Neurobiologie ergeben.

Speaker0:[10:08] Nicht nur, dass diese Forschung entstanden ist, sondern die hat auch radikal zugenommen in den letzten Jahren. Da gibt es ganz spannende Kurven. Und was diese Forschungen eben zeigen, ist zum Beispiel, dass das Programm MBSR, das auf bis zu acht Wochen angelegt hat, positive Effekte hat auf unsere Resilienz. An was wird das gemessen? Medizinisch zum Beispiel am Cortisol-Level. Also man konnte wirklich zeigen, wenn Menschen regelmäßig meditieren und Achtsamkeit praktizieren, dann wird auch in Stresssituationen weniger Cortisol ausgeschüttet. Cortisol produzieren wir, wenn wir Stress empfinden, sowie auch Dopamin und Adrenalin. Man konnte auch zeigen, dass eben durch Achtsamkeitspraktiken die Regulierung leichter fällt, also wir leichter einen Ausgleich im Nervensystem schaffen aus Sympathikus und Parasympathikus.

Speaker0:[10:57] Zur Erklärung vielleicht dazu, der Sympathikus ist aktiv, wenn wir im Doing sind, Also wenn wir machen und tun und rennen. Und der Parasympathikus ist wichtig zur Regeneration, zur Erholung und zum sozusagen Ausgleich der Cortisol- und Adrenalin- und Dopaminproduktion. Ich könnte jetzt noch ein bisschen weitermachen. Vielleicht noch eine Ergänzung, ohne dass wir zu tief in die Forschung gehen. Was mich immer am meisten fasziniert, ist eigentlich so die neurowissenschaftliche Forschung dazu, die zeigt, dass wir schon durch zehn Minuten Achtsamkeitspraxis am Tag Veränderungen in unserem Gehirn schaffen können, was für mich auch ein Zeichen ist für, wir können Verhalten ändern. Also wir können wirklich neue, gesündere Routinen etablieren und so Automatismen, die sich vielleicht nicht so ganz negativ auf unser Verhalten auswirken, verändern. Und das finde ich immer ganz spannend, weil wir hören ja oft, Kinder entwickeln ihr Gehirn und irgendwann hört es auf und dann sind wir in Stein gemeißelt und dann wird es nur noch schlimmer. Und das finde ich total spannend, einfach immer wieder bewusst mit der Achtsamkeit zu arbeiten in dem Wissen, ich tue in jedem Moment was für mich, für mein Gehirn und somit auch für meinen Körper.

Speaker2:[12:08] Jetzt verknüpft ihr das Thema Achtsamkeit mit der Berufswelt und mit Unternehmen. Was haben denn Unternehmen denn davon? Was kann man denn da erwarten, was sich da verbessert, wenn man sich tatsächlich diesem Thema nochmal mit besonderer Aufmerksamkeit widmet als Unternehmen?

Speaker0:[12:22] Ja, jetzt haben wir ja hier Uli mit jemandem, der aus dem Top-Management draufguckt und auch aus einer Innovations- und Veränderungsperspektive. Das sind natürlich schon so einige Zugänge. Und Markus, du beschäftigst dich mit den Themen auch, hast du gerade gesagt. Fangen wir mal mit einer Sache an, die schon wirklich auffällig ist, nämlich mit den psychisch bedingten Krankheitstagen und psychisch bedingten Fehlzeiten, die wir in den letzten Jahren sehen. Die Zahlen steigen rasant an mit im Schnitt 33 Fehltagen, die sich nach einer psychisch bedingten Krankschreibung ergeben können. Das sind natürlich unglaubliche Kosten für den Arbeitgeber.

Speaker0:[13:03] Noch dazu kommt, dass eigentlich viele Menschen im Job sich heute überfordert fühlen. Das kann zu Demotivation bis innerer Kündigung führen. Und das sind Zeiten, wo wir eigentlich einen Mangel an Arbeitskräften haben. Also das sind ganz zentral wichtige Themen für alle, die Unternehmen führen und Unternehmen weiter ausbauen wollen. Noch dazu kommen Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, also Innovationsdruck. Und Innovation geht nicht ohne die Menschen im Unternehmen, die dann aber auch noch eine Bereitschaft zeigen, diese Veränderungen mitzutragen. Warum ist Achtsamkeit wichtig? Genau deshalb, ja, um zum einen immer wieder auf sich selbst zu gucken und gesund zu arbeiten, auch im digitalen und hybriden Kontext, der es für manche Menschen nicht unbedingt einfacher macht, auch wenn das so erscheint. Und zum anderen ist Achtsamkeit eben ein Weg, zum Beispiel auch so Themen wie Kreativität und Innovationskraft sowie Veränderungskraft zu fördern und das von innen heraus, aber eben auch auf unterschiedlichen Ebenen, nämlich auf Ebenen der Einzelpersonen, auf Ebenen des Teams und ich finde somit auch auf der Ebene der Gesamtorganisation.

Speaker2:[14:15] Ich würde direkt den Uli mal mit reinnehmen, weil Uli, du bist auf der einen Seite natürlich verantwortlich für ein riesengroßes Team, Auf der anderen Seite hast du natürlich auch über eine längere Zeitspanne Teams geführt. Wie hat sich das für dich verändert? Was hast du da erlebt? Wie fühlt sich das für dich an? So ein Thema wie Achtsamkeit ist da ja, sage ich mal, über die letzten Jahre hinzugekommen. Ja, was ist anders? Früher ist jemand auf dich zugekommen und hat gesagt, ich habe da ein Problem. Heute kommt auf dich jemand zu und sagt, ich glaube, mir geht es heute nicht so gut. Wie hat sich Führung verändert in dem Kontext?

Speaker1:[14:44] Ich glaube, das geht allen Führungskräften so, dass natürlich mit zunehmender Digitalisierung und Martina hat es schon gesagt, also natürlich A, die Zahl der Interaktionen zunimmt, die Zahl der Verbindungen zunimmt und das ist zwar im Kommunikationsumfeld verdammt schön, löst aber bei vielen Menschen auch Stress aus.

Speaker1:[15:06] Und das Thema dabei ist, und das ist gleichermaßen zu beobachten durch diese Arbeitsverdichtung und gleichzeitig diese digitalen Kanäle, braucht es besondere Achtsamkeit. Und die Themen, die Martina eben so ein bisschen angesprochen hat, sind für mich als Führungskraft elementar. Also zum einen, wir können mit den Mitteln von heute nicht die Zukunft gestalten, die auf uns zukommt. Dadurch, dass die Welt sich so rasant verändert, brauchen wir eine extrem hohe Innovationskraft. So, und das bedeutet aber auch gleichzeitig, du brauchst Raum für Menschen, sich auf Innovation, auf Kreativität einzulassen. Und das hast du halt nicht, wenn du in so einem Hamsterrad bist. Also, ich habe noch nie eine gute Idee gehört, wenn du in so einem Hamsterrad hängst, ja, und quasi immer nur so rumläufst, ja, so, das ist Nummer eins. Nummer zwei ist, wir leben in einer Welt, wo es darauf ankommt, tatsächlich gute Kundenerfahrungen zu generieren und halt auch immer in der Nähe des Kunden zu sein. Und auch wenn ich da gestresst bin, kann ich keinen wirklichen empathischen Eindruck beim Kunden machen, beziehungsweise auch nicht den Eindruck hinterlassen, einen erstklassigen Service abzugeben. Und daher ist das für mich nochmal elementarer zu sagen, wir brauchen diese Achtsamkeit, um Innovationskraft auszulösen. Wir brauchen diese Achtsamkeit aber auch, um tatsächlich gute Kundenerfahrungen, guten Service abzugeben. Weil nur hoch engagierte, zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen ein gutes Kundenerlebnis.

Speaker1:[16:36] Und ich meine, denkt doch mal einfach an private Situationen, wo ihr mit eurem Serviceanliegen irgendwo steht und ihr merkt halt, wie euer Gegenüber sich entlädt aufgrund der Komplexität des eigenen Unternehmens oder der Unzufriedenheit oder sonst irgendwas, wo ihr für euch selber ja kein gutes Kundenerlebnis rausnehmt. Darüber hinaus ist natürlich klar, Fehlzeiten, wenn du als Führungskraft drauf schaust, das bedeutet ja automatisch, wenn Fehlzeiten da sind, dass die Arbeit sich auf andere Schultern mit verteilt. Und das ist ja dann eher kontraproduktiv. Und daher sage ich, als Führungskraft bedeutet das, A, Achtsamkeit zu kennen, die Mechanismen zu verstehen und es aktiv zu unterstützen. Weil nur dann schaffe ich logischerweise auch in einem Team diese Form der Achtsamkeit.

Speaker2:[17:24] Martina, spiegelt das deine Erfahrung?

Speaker0:[17:26] Ja, total. Da waren jetzt so viele wichtige Punkte dabei. Ich gehe nochmal auf den Faktor Empathie ein, weil das ist wirklich etwas, an dem arbeiten wir auch sehr intensiv, sehr viel mit Führungskräften, mit Teams und …

Speaker0:[17:40] Vielleicht noch mal erst der Blick auf die Forschung. Man kann heute wirklich zeigen, dass Achtsamkeitsübungen des Mitgefühls.

Speaker0:[17:47] Die nennt man auch Metameditation, aber auch so einfache Übungen wie Dankbarkeitsübungen, ein Areal im Gehirn ansprechen. Das ist die sogenannte Insula. Und das steht nicht nur für Mitgefühl und Empathie, sondern auch für Schmerzempfinden. Und das ist was, was ich immer ganz, ganz wichtig empfinde, gerade als Führungskraft, nämlich was bedeutet Führung heute? Das bedeutet ja viel, bei den Menschen sein, gleichzeitig aber an einem extrem hohen Druck eigentlich auch auszuhalten.

Speaker0:[18:16] Empathisch zu fühlen und zu empowern, aber dann auch immer wieder zu sehen, was brauchen die Menschen darüber hinaus im Sinne von gesund arbeiten und das gerne auch digital und hybrid. Deshalb ist für mich da Achtsamkeit so wichtig, um erstmal Selbstmitgefühl zu entwickeln und zu erkennen, es gibt einen großen Unterschied zwischen positiv mit sich und somit auch mit anderen mitfühlen versus mit anderen mitzuleiten. Also das ist so der erste Schritt, weil wir kennen das alle. Wir kennen Menschen, die immer ganz schnell Lösungen anbieten und sagen, ja, du hast jetzt hier mir ein Problem geteilt und jetzt gebe ich dir sofort eine Lösung und renn mal weiter. Das sehen wir ganz oft, gerade in der Führung. Und das ist eigentlich dieses Agieren aus dem Schmerz heraus. Ich gebe dir ein Pflaster und damit ist das Problem gelöst. Was ganz anderes ist es, empathischen Schritt zurückzutreten, mal kurz durchzuatmen und zu merken, wow, ich empfinde gerade eigentlich einen Schmerz, wenn mir diese Person die Geschichte teilt. Aber jetzt gehe ich mal nicht ins Pflaster rein, ins Pflastermodus, sondern ich höre erst mal zu.

Speaker0:[19:20] Und das wiederum können wir genauso gut anwenden im Kontext der Innovation, also uns empathisch in Kunden reinempfinden. Oder ich gehe jetzt mal noch Schritt weiter. Wir wollen ja eigentlich heute nicht nur inkrementelle, sondern radikale Innovationen betreiben, uns auch in mögliche neue Kunden, die wir noch gar nicht kennen, reinempfinden. Und da braucht es eigentlich nochmal ein nächstes Level von Empathie gepaart mit, wir haben es gerade schon gehört, Kreativität. Also wir haben ja im Prinzip interne Customers, Kunden und Kundengruppen und Externe. Und da ist Achtsamkeit eigentlich wieder total entscheidend, um eben auch Neues voranzutreiben, Innovationen anzutreiben und immer wieder aus eigentlich unserem eigenen kleinen Dunstkreis hinauszutreten. Also von dem her waren das super, super spannende Punkte, die total mit mir resonieren und wo ich einfach immer wieder sage, aus dem Kontext unserer Arbeit fangt im Inneren des Unternehmens an, weil wenn du Empathie, kennst und kannst, dann kannst du das auf alle Lebensbereiche anwenden. Das kannst du auch darauf anwenden, wie du nach der Arbeit nach Hause kommst, mit dir selber umgehst und dann vielleicht auch wieder mit der Familie. Also das hat eigentlich viel, viel weitere Effekte, als man das manchmal so sieht.

Speaker2:[20:35] Nun gibt es in der Arbeitswelt, wie zum Beispiel bei unserem Unternehmen, ja mindestens zwei Welten, die ich da mal ansprechen würde gerne. Und zwar das eine ist, wenn der Laden läuft wofür es gewisse Fähigkeiten braucht. Aber dann gibt es ja immer noch mal einen Punkt, wo man einen obendrauf setzen möchte oder sogar muss als Unternehmen. Und zwar meine ich das Thema Innovation. Wenn wir da über Achtsamkeit sprechen, ja, wie fördert das denn neben der beruflichen Zusammenarbeit in so einem Unternehmen auch die Innovationskultur aus deiner Sicht?

Speaker0:[21:01] Übrigens würde ich immer im Sinne von Steve Jobs argumentieren, wenn dein Laden läuft, musst du erst recht innovieren und am besten noch das radikal sozusagen challengen, was gerade gut läuft. Da werde ich nicht immer nur beschmunzelt, wenn ich sowas sage, aber ich glaube, das ist eigentlich die größte Chance, Und das sind auch die Zeiten, das sehe ich, wo Unternehmen leichter in Mitarbeitende und Führungskräfte und Entwicklungsprogramme investieren. Und das ist gut, denn wenn es schwierig wird wirtschaftlich, das sehen wir im Moment, also ich sehe das ganz deutlich aus der Mind-Wehr-Unternehmerinnen-Perspektive, wenn es wirtschaftlich schwieriger wird, dann werden eigentlich die Entwicklungsbudgets als erstes gestrichen. Und dann beschränken wir eigentlich die eigene Innovationskraft. Warum ist das so? Also Innovationspraktiken wie, ich spreche jetzt mal wieder in Wissenschaft, spreche die sogenannten offenen Innovationen, kann man ganz wunderbar nutzen, um ja im weitesten Sinne den Kopf zu öffnen und sich nicht weiter zu verfangen, weil darum geht es ja eigentlich in der Achtsamkeitspraxis, dass wir uns nicht immer verfangen in den Geschichten, die wir uns schon tausendmal erzählt haben, sondern Platz für Neues machen, neue Gedanken hin zu neuen Ideen.

Speaker0:[22:14] Und das kann man großartig mit zum Beispiel Ideation-Prozessen kombinieren, mit Design-Thinking-Prozessen kombinieren, wo man wirklich sagt, okay, wir wenden zum einen eine Design-Thinking-Methode an, die ja sowieso schon darauf abzielt, kundenzentriert zu denken, aber dann doch wieder aus den Bekannten rauszugehen und kombinieren das nochmal mit einer persönlichen Methode, die mir hilft, im Prinzip mich auch mental und kognitiv für Neues zu öffnen und mich zu distanzieren von den Geschichten, die ich mir schon ganz oft erzählt habe. Das kann man jetzt noch weiter ergänzen methodisch, aber für mich ist es ein Prozess. Also als erstes durch die Achtsamkeit zu sich zu finden, Resilienz zu entwickeln, dann zu anderen zu kommen, Empathie zu entwickeln und dann im Miteinander und Co-kreativ und auch methodenbasiert Innovation weiterzutreiben durch zum Beispiel Ansätze der offenen Meditation in Kombination mit Design Thinking und Co.

Speaker2:[23:12] Wie kann ich mir das vorstellen, wenn du, sage ich mal, einen Kunden hast, ein Unternehmen, was zu dir kommt und sagt, hey, gerade im Bereich Innovation würden wir gerne was machen, im Bereich Führung und Achtsamkeit oder Zusammenarbeit und Achtsamkeit. Hast du da vielleicht ein konkretes Beispiel oder Beispiele für uns, wo Achtsamkeit die Innovationskultur sichtbar gefördert hat, vielleicht bei einem Kunden von euch oder wo du es sonst schon beobachtet hast?

Speaker0:[23:33] Also wir haben unterschiedliche Programme. Ich sage immer, wenn wir auf so Themen wie Neuroplastizität, also Veränderung im Gehirn hin zu Veränderungen vom Verhalten gucken, macht es Sinn, wegzugehen von dem, was viele Kunden eigentlich wollen, nämlich einmal Interventionen hin zu länger angelegten Programmen.

Speaker0:[23:51] Und da empfehle ich immer, überlege, wie ihr ein Programm anbieten könnt, das die Menschen gut in den Arbeitsalltag integrieren können. Und bei uns sieht das so aus, das sind dann vier bis sechs bis acht Wochen Programme bis hin zu, und auf das Beispiel möchte ich dann gleich eingehen, bis hin zu einem Jahr, was wir mit einer Gruppe junger Führungskräfte gemacht haben. Und da wählen wir genau diesen Weg, also den Zugang erstmal über ich komme zu mir, trainiere Resilienz, um dann zum Wir zu kommen, Empathie, um dann eben in den Prozess der Kollaboration, Ko-Kreation und Innovation zu kommen. Was bedeutet das konkret? Das bedeutet, wir arbeiten in einer Kombination aus Präsenzformaten, Workshop-Formaten, die ungefähr einen halben Tag dauern und Webinaren und digitalen Impulsen, die man leichter in den Arbeitsalltag integrieren kann und die auch so Themen wie hybrides Arbeiten einfach natürlich unterstützen. Weil, ich glaube, so trainieren wir automatisch Kompetenzen wie Innovation, Resilienz und Co. Und merken, dass es möglich ist, das im Alltag zu machen und, und das finde ich immer ganz wichtig, das gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen anzutreiben.

Speaker0:[25:00] Deshalb arbeiten wir zum Beispiel auch mit Tandeming. Was bedeutet es jetzt konkret am Beispiel eines Kunden? Was wir da gesehen haben, war, es ist ein Weg. Also das ist eben nicht so, dass wir einen Hammer bringen und dann sagen, hier sind die Nägel und jetzt haut ihr das ein. Sondern das hat eben einfach zum einen was mit den Menschen zu tun und mit der Bereitschaft, sich mit diesen Themen zu befassen. Wir sprechen heute immer vom lebenslangen Lernen, das genaues lebenslanges Lernen. Es hat ehrlich gesagt auch ganz viel damit zu tun, Dinge wieder zu verlernen, nämlich ungesundes digitales Arbeiten, Meeting-Marathons und Sonstiges.

Speaker0:[25:37] Für Mitarbeitende mehr als für Führungskräfte hat das manchmal was damit zu tun, auch mal Nein zu sagen zu Führungsinstrumenten, die sich ein bisschen etabliert haben. Und für Führungskräfte hat es im Moment auch sehr viel mit Unlearning wieder zu tun. Und wie kombiniere ich dann im Prinzip das, was wir eh schon machen, Videokonferenzen etc. Mit Achtsamkeitswerkzeugen, um dann eben die Innovationskraft zu fördern. Und das ist eigentlich die größte Schwierigkeit von dem, was wir tun, Menschen dabei zu helfen, diese Werkzeuge dann wieder in den Arbeitsalltag zu bringen. Was spiegeln mir Kunden und Kundinnen auf Ebene jetzt erstmal der Führungskräfte? genau das. Also es macht total Sinn, weil ich merke, ich bin gestresst, ich stehe unter Druck, ich habe auch den Druck, Innovation und Transformation anzutreiben, aber ganz ehrlich, ich komme noch nicht mal zu mir, wie soll ich denn das überhaupt bei anderen machen? Also um es mal drastisch zu zeigen und gleichzeitig aber auch immer wieder dieses, aha, das ist ja ganz einfach. Mit drei Minuten bewusstem Atmen merke ich, wie ich runterkomme und es ist ja gar nicht so schwer, das dann auch ins Team zu tragen.

Speaker0:[26:43] Bei Führungskräften, also bei dem längeren Programm, das wir gemacht haben, habe ich wirklich gesehen, da ist was passiert mit den Menschen. Und zwar, sie haben entdeckt, dass sie eigentlich intrinsisch motivierte Innovatoren und Innovatorinnen sind und dass das im Kleinen geht. Und das ist für mich, auch wenn das vielleicht nicht ganz sinnig klingt, aber das ist für mich der größte Erfolg, wenn ich merke, dass Menschen ihren 5-Prozent-Einflussbereich im Unternehmen nach und nach erobern, mit anderen darüber sprechen und für sich merken, ich bin jetzt hier so ein Mindfulness- und Innovation-Ambassador und kann das mit kleinen Werkzeugen weitertragen. Und das ist was, wo wir wirklich dann auch ein Jahr später, zwei Jahre später Rückmeldung bekommen mit, ihr habt das damals gesagt, wie ich irgendwie Achtsamkeitsansätze zum Beispiel in Brainstorming bringen kann. Damals habe ich nicht so genau gewusst, was ihr damit meint oder wie ich irgendwie die Six Thinking Heads mit einer Achtsamkeitsmethode kombinieren kann. Jetzt mache ich das und mein Team nimmt das an. Und das ist vielleicht noch der letzte Punkt, was ich immer versuche, ist die Methoden, die oft sowieso schon im Innovationskontext genutzt werden, mit Achtsamkeit zu verbinden. Weil die Wahrheit ist, wir müssen das Rad nicht immer neu erfinden, aber mit gestressten Menschen kannst du nicht innovieren. Und wenn du Menschen aus dem Stress rausholst und ihnen hilfst, aus einem Stressfokus, der egozentriert ist, rauszukommen, wieder ins Wir zu fühlen, dann werden sie auch andere Innovationen betreiben.

Speaker1:[28:11] Du hattest eben so einen Punkt angesprochen zum Thema eigene Trampelfade im Gehirn verlassen oder neue Wege zu finden. Was sagt denn deine Erfahrungen oder was sagt denn die Wissenschaft? Wie lange braucht denn sowas, bis neue Trampelfade wirklich so eingegangen sind? Oder ich würde mal so sagen, so sicher sind, dass sie nicht beim nächsten Sturm direkt wieder umfallen?

Speaker0:[28:32] Ja, die Frage bekomme ich ganz oft. Also die Wissenschaft sagt irgendwas so sechs bis acht Wochen. Wenn man aber sehr kritisch auf die Studienlage guckt, ja, dann gibt es da Riesenunterschiede. Also das gibt Menschen zum Beispiel, das ist wirklich sehr spannend, Menschen, die neu mit Meditation beginnen, bei denen sieht man eigentlich Veränderungen im Gehirn relativ schnell. Wenn Menschen jetzt aber schon jahrelang meditieren, also Zen-Buddhisten zum Beispiel, sieht man, bei denen verändern sich Dinge nicht mehr so schnell, was aber auch einfach daran liegt, dass sie schon ganz viel Veränderungen im Gehirn geschaffen haben. Ja, also auch diese Veränderungen kann man in dem Sinne sagen, sind endlich.

Speaker0:[29:11] Was ich sehe, was ich immer wieder spannend finde, ist dieses erst mal den Aha-Moment zu erzeugen, der dann wieder eine Motivation auslöst, dran zu bleiben. Und das kommt so ein bisschen aus der positiven Psychologie, die sagt, Veränderung im Verhalten entsteht dann, wenn ich eine neue Routine positiv empfinde. Also das heißt für mich, wenn wir eine Achtsamkeitsübung machen, zum Beispiel ein Mindful Check-in am Anfang von einem Training, rege ich immer die Reflexion an und versuche natürlich, die Leute dahin zu nutschen, das positiv zu reflektieren. Funktioniert ehrlich gesagt auch meistens, weil die meisten merken, wow, mit vier Minuten bin ich jetzt wirklich mal runtergekommen. Wow, ich nehme die Geräusche anders wahr. Ich sehe meine Kollegen und Kolleginnen im Raum. Und meine Empfehlung ist dann immer, mit dieser positiven Wahrnehmung zu arbeiten. Und das kann man ja wirklich in jeglicher Form von Innovationskontext machen. Das ist nicht auf die Achtsamkeit beschränkt, nur oft nehmen wir uns die Zeit nicht. Also so was ganz Banales, wie am Ende eines Meetings zu sagen, wir nehmen fünf Minuten für einen Checkout der Wertschätzung.

Speaker0:[30:20] Und alle gehen ganz anders aus diesem Meeting raus, wenn sie nochmal gehört haben, oh, das ist jetzt irgendwie gut gelaufen, ich nehme das und das für mich mit, ich mag meine Kollegen. Und das hat einen Effekt auf die gesamte Arbeitskultur, weil ich gehe dadurch auch positiver in das vermutlich anstehende nächste Meeting hinein. Und das ist ein Weg, um eben jetzt zurück zur Frage, die Veränderung im Verhalten anzuregen, die positive Erfahrung, weil irgendwann geht unser Gehinderung dazu über, zu sagen, hey, das war so oft so gut, mach das doch mal bis hin zu, ich denke gar nicht mehr drüber nach, sondern mache einfach.

Speaker2:[30:56] Uli, Thema Führungsalltag. Fällt dir ein gutes Beispiel ein, so aus dem Alltag, wo du sagst, Mensch, Klassiker, da hätte das wirklich geholfen, wenn wir mal investieren in das Thema Achtsamkeit und Führung? Ich muss gerade ein bisschen schmunzeln, weil ich gerade überlege, nicht, dass es ein Bumerang ist und sagst, ja, Markus, letzte Woche in der Situation. Nee, Quatsch. Aber kann von dir ein Beispiel sein oder auch, was du vielleicht immer wieder so beobachtest? Was fällt dir da spontan ein?

Speaker1:[31:19] So ein Stück weit, was Martina gerade auch gesagt hat. In dem Moment, wo du tatsächlich positive, also die positiven Stärken verstärkst und halt bewusst das halt auch in den Vordergrund stellst, dann siehst du, wie das relativ schnell als Rückkopplung auch zurückkommt. Das ist eines der Dinge. Wenn du jetzt sagst, was hast du für konkrete Themen? Das machen wir jetzt auch im Exco. Also grundsätzlich, wir machen, also das ist die Geschäftsführung bei uns. Wir machen bei jedem Montagsmeeting, bevor wir starten, machen wir ein Check-in, also bewusst sagen, wie geht es uns denn, wie kommen wir aus dem Wochenende raus, was haben wir erlebt, um halt bewusst so eine Phase der Empathie einzubringen. Und wir machen im Nachgang so eine Reflexion, wie haben wir die Session erlebt, was nehmen wir daraus Positives mit, also genau wie du beschreibst, Martina. Und das merkst du schon, wie das die Grundstimmung verändert. Also du gehst halt auch, wenn es ein anstrengender Tag war, gehst du halt ganz anders aus so einem Termin raus, als wenn du einfach so auseinander gehst. Ich finde immer schrecklich, wenn so ein Meeting endet oder überhaupt wenn ein Termin endet, ohne dass irgendjemand rückkoppelt oder irgendjemand sagt, oh, das war aber cool. Also das ist so das, was ich persönlich mitgenommen habe.

Speaker2:[32:29] Martina, die Frage auch an dich zum Thema Führungsalltag oder zur Rolle von Führungskräften. Welche Rolle spielen die denn bei der Einführung von Achtsamkeit im beruflichen Kontext? Was hast du da für Erfahrungen gemacht? Vielleicht auch da konkrete Beispiele aus der Zusammenarbeit Unternehmen. Leben.

Speaker0:[32:43] Also Uli, erstmal vielen Dank für den Einblick. Ich glaube, da seid ihr schon unglaublich weit. Und das bringt mich so ein bisschen zu einer Frage, aber ich teile erstmal kurz, was ich so beobachte, nämlich genau das. Also Führung muss Achtsamkeit und Bewusstheit vorleben, weil das Vorleben ist eine Erlaubnis, das im Prinzip auch zu tun, für die weiteren Führungsebenen und eben auch für die Mitarbeitenden. Das ist etwas, was ich ganz stark beobachtet habe. Ich gebe mal ein konkretes Beispiel. Wenn das Top-Management am Sonntagnachmittag anfängt, E-Mails zu schreiben.

Speaker0:[33:19] Und dann kaskadiert sich das so durch die Organisation und kann dazu führen, dass dann die Mitarbeitenden sich am Montag nicht mehr trauen, eine Mittagspause zu machen, weil man muss ja jetzt irgendwie schauen, dass die Aufgaben bearbeitet werden. Und das ist genau dieses Vorleben. Also wie nutze ich zum Beispiel auch digitale Medien achtsam? Wie kommuniziere ich achtsam? Und wie kann ich das im Prinzip nicht nur vorleben, sondern gleichzeitig auch andere dazu enablen, achtsam zu sein. Das ist so das, was ich ganz viel in der Führung sehe, also ein Mangel an Bewusstsein dafür, wie sich Achtsamkeit eigentlich in der gesamten Organisation ausdrücken kann. Und das setzt sich natürlich fort. Eine Führungskraft erlebt Stress und Druck und etwas muss schnell fertig werden und gibt den Druck dann ungefiltert weiter, wenn man aus dem Stress heraus handelt. Das kann auch dazu führen, dass das nach unten kaskadiert und sich auch Mitarbeitende oft nicht gesehen fühlen, nicht empowered fühlen, nicht das Gefühl haben, sie dürfen jetzt überhaupt gesund arbeiten, achtsam arbeiten, Achtsamkeit in den Arbeitsalltag zu bringen und ich spiegle das wieder. Dann höre ich von Mitarbeitenden so Sachen wie, ist ja schön, wenn wir jetzt hier ein Achtsamkeitstraining machen, aber ich kann doch nicht an meinem Arbeitsplatz sitzen und hier einfach mal die Augen zumachen. Das darf ich nicht, ja, also dann bin ich nicht produktiv. Das ist so das nächste, denke ich, der Dialog darüber, was Produktivität bedeutet.

Speaker0:[34:45] Was als Produktivität vom Einzelnen, aber auch zum Beispiel von Teams gewertet wird. Ja, und das liegt ganz zentral an der Führung, an Führungskräften und dem Bewusstsein davon eben, wie gehen wir miteinander um, wie gehen wir auch mit unseren Mitarbeitenden um. Jetzt habe ich gerade gesagt, ich habe eine Frage. Ich will jetzt erstmal gar nicht tiefer auf die Führungsebene eingehen, sondern dieses, Uli, wie bewusst seid ihr euch darüber, wie ihr Achtsamkeit vorlebt und was ihr dadurch auch weitergebt?

Speaker1:[35:14] Ich würde mal sagen, wir sind auf einem guten Weg. Also ich würde nicht sagen, dass wir jetzt schon the best in class sind, weil deine Ausführung hat gerade nochmal so ein Punkt bei mir, Bad Habits getriggert, also gerade so digitale Medien. Also ich würde mal sagen, da gibt es noch jede Menge Raum. Aber was wichtig ist, wir gehen sehr offensiv damit um. Also wir reden darüber, wir zeigen uns auch selber verletzlich, weil ich finde, neben der Tatsache Achtsamkeit, ist halt auch dieses Mantra wegzunehmen, so nach dem Motto, das Top-Management kann alles, das weiß alles, ist übermenschlich oder keine Ahnung was. Ich finde, das gehört gerade zur Empathie und Achtsamkeit extrem dazu, halt auch deutlich zu machen, zu sagen, ich kann jetzt nicht mehr. Also ich brauche einen Wechsel. Ich muss mich selber jetzt rausnehmen, um achtsam zu handeln. Und ich finde, das ist genau wie du es beschreibst, neben den positiven Beispielen zu zeigen und das vorzuleben, halt auch bewusst den Raum einzunehmen, zu sagen und auch andere Leute dazu einzuladen, bewusst damit umzugehen, wie meine Ressource, wie ich mich fühle und das publik zu machen.

Speaker0:[36:23] Ja, vielen Dank. Und ich glaube, du unterstreichst was, das war ja am Anfang auch eine Frage von Markus, was bedeutet Achtsamkeit in der neuen Arbeitswelt? Genau das. Authentizität, sich verletzlich zu zeigen, weil man dadurch ja auch innerhalb der Organisation wieder Raum öffnet, dafür, dass sich Mitarbeitende zeigen können, aber auch im Sinne von, wie entwickle ich mich eigentlich im Unternehmen weiter? Wie bringe ich mich in Transformations- und Veränderungsprozesse ein? Wie gestalte ich meine Rolle? Wie gestalten sich Karrieren? Das hat auch was damit zu tun, muss man heute ehrlich sagen, mit wie attraktiv ist unser Unternehmen als Arbeitgeber, auch für Future Talents, aber auch, wie halten wir die Menschen im Unternehmen? Und deshalb großartig, erst mal darüber zu reflektieren, auch aus dem Top-Management heraus und dann das weiterzudenken. Und das finde ich auch ganz wichtig, sich immer wieder zu fragen, wie nehmen wir die anderen Menschen im Unternehmen mit? Also, dass es nicht was ist, was wir halt jetzt mal machen, damit wir einen Haken dahinter gesetzt haben, sondern wirklich, wie nehmen wir sie mit? Wie laden wir Dialoge ein? und welchen Effekt hat das auf unsere Kultur und auch auf unsere Innovationskraft?

Speaker1:[37:36] Und da sprichst du einen wichtigen Punkt an, Martina. Also für mich heißt Nachhaltigkeit, dass das nicht nur einmal eine Floskel ist, sondern dass das wirklich halt kontinuierlich ist. Und als Führungskraft, das habe ich auch in allen meinen Stationen erlebt, bist du immer auf dem Präsentierteller. Und die Menschen beobachten, wie passt denn das, was er sagt und das, was er tut, eigentlich zusammen. Und wenn das in Disharmonie ist, dann merken Menschen das ziemlich schnell. Und dann wissen die auch, das ist nur eine Plattitüde. Also daher ist die Nachhaltigkeit, also wirklich zu leben, sehr wichtig. Ich finde, das haben wir so ein bisschen in der Pandemie gelernt, gerade in digitalen Medien, wo du eigentlich nur eine 2D-Sicht hast. Du siehst Körpersprache nicht, du nimmst nicht wahr, wie jemand wirklich ist. Vor allen Dingen, wenn da auch mehrere in einem Raum sind, ist es nochmal umso wichtiger, das immer aktiv anzusprechen, weil du nimmst es nicht wahr. Und ich finde, das sich bewusst zu machen, dass gerade in so digitalen Medien nicht jeder, ich sag mal, so extrovertiert ist und das direkt dann rausposaunt, sondern gerade die Introvertierten, die zurückhaltender noch sind, die einzuladen und die da mitzunehmen, das ist Führungsaufgabe.

Speaker0:[38:44] Ja, absolut. Also ich könnte nicht mehr zustimmen und ich würde da gerne nochmal was teilen, was ich vor kurzem erlebt habe, was mir wirklich sehr nahe gegangen ist. Das war ein Achtsamkeitstraining mit Mitarbeitenden auch über einen längeren Zeitraum und auch Menschen, die schon sehr lange in diesem Unternehmen waren. Und was da so ein Tenor war, war, naja, bei uns in der Arbeit geht es eigentlich immer nur um die Sachebene. Ich als Mensch bin eigentlich gar nicht wichtig. Natürlich haben wir jetzt im Kontext dieses Trainings über sehr persönliche Themen gesprochen. Wir sind tief reingegangen.

Speaker0:[39:20] Stresskompetenz, Umgang mit Krisen, Stärken, Entwicklungspfade, Selbstführung, gesundes Arbeiten in der digitalen Arbeitswelt und so weiter und so fort. Und am Ende kam die große Frage, ja, wie gehe ich denn jetzt mit dieser vertrauensvollen, starken Gruppe um, mit dem, was sich hier aufgebaut hat, in einer Organisation, wo eigentlich gar kein Platz für die Personenebene ist. Also das war fast schon eine Verzweiflung von, ich habe mich hier so gewagt und ich werde von dem Arbeitgeber hier so intensiv unterstützt, aber so what? Also was kommt jetzt eigentlich als nächstes? Und ich denke mir so, Uli, Personen wie du, die so offen auch schon das reflektieren, sind unglaublich entscheidend dafür, als Führungskräfte Vorbild zu sein, als Führungskräfte auch Enabler dafür zu sein, dass Menschen folgen dürfen. Und eben auch, ja, also so ihr Game, to step up their game, dass sie sich noch mehr zeigen dürfen.

Speaker1:[40:21] Da darf ich wirklich jede Führungskraft nur zu einladen, weil da steckt, wenn sich Menschen öffnen, so viel Innovationskraft und so viel Kraft, gerade Dinge nach vorne zu bewegen hinter. Das ist unglaublich. Und wenn man das Blinzen in den Augen sieht, weiß man, ja, es ist richtig. Es ist absolut richtig.

Speaker2:[40:40] Martina, jetzt nehmen wir mal an, ein Unternehmen hat das gut für sich verstanden und sagt, ja stimmt, Thema Achtsamkeit, Führung, da müssen wir echt was tun. Das nehmen wir jetzt mal wirklich in den Fokus. Wenn ihr dann in so ein Unternehmen kommt oder da gefragt werdet, was sind denn so die ersten simplen zwei, drei Schritte, was kann man da machen, was tut man als Unternehmen?

Speaker0:[40:59] Der erste ganz simple Schritt ist für uns natürlich immer das Thema Budget und der andere Schritt, den ich immer abfrage, ist Strategie. Also wie passt das Thema eigentlich in die Strategie und wo ist es verortet? Ist es nur eine Nice-to-have-Maßnahme, weil es irgendwie in Umfragen herausgekommen ist, dass man mal was zur Achtsamkeit machen sollte? Oder ist es etwas, das wirklich in die Tiefe gehen darf? Weil das ist ein ganz, ganz großer Unterschied. Also diese Nice-to-have-Maßnahmen, die führen zu ganz viel Frust und Demotivation. Wir haben es gerade gehört, Menschen kommen dann zu einem Workshop.

Speaker0:[41:36] Die zeigen sich und danach passiert nichts mehr. Oder die Führungskraft macht nicht einen ähnlichen Workshop und hat eigentlich keine Ahnung. Oder noch besser, die machen dann den Workshop und während des Workshops ruft die Führungskraft an und sagt, ja, ich habe dir zwar die Erlaubnis gegeben, das zu machen, aber jetzt ist irgendwie wieder so ein Sachthema wichtiger. Also ist schon so oft passiert und auch das kaskadiert sich ja durch das Unternehmen. Also ich frage ab, was ist das Budget, wo ist das Thema verortet, was ist die Strategie dahinter und wie nachhaltig traut ihr euch, Achtsamkeit zu denken? In welche Bereiche möchtet ihr es wirklich verorten? Wollt ihr es in dem Bereich Gesundheitsmanagement verorten? Wollt ihr es im Bereich Transformation, Veränderung und Innovation verorten?

Speaker0:[42:21] Und dann noch eine Schlussfrage, die einfach wichtig ist, wer wird teilnehmen? Also Menschen, die sich freiwillig melden oder Menschen, die per Auftrag der Führung teilnehmen müssen? Weil das haben wir eben auch gesehen, dadurch, dass es so persönlich ist, ist die Freiwilligkeit eigentlich entscheidend dafür, dass so ein Training auch wirklich fruchtet. Und das macht einfach einen riesengroßen Unterschied, wenn ich weiß, warum ich etwas mache und wofür. Also das sind so wichtige Fragen, die, glaube ich, ganz zentral sind für alle Entwicklungsmaßnahmen. Aber bei uns einfach nochmal wirklich heftiger wirken als jetzt zum Beispiel Einmalintervention oder Schrittwettbewerbe oder was es eben sonst noch so gibt, gerade ja in dem Kontext, wir kümmern uns um die Gesundheit unserer Belegschaft.

Speaker2:[43:12] Werfen wir zusammen einen gemeinsamen Blick in die Zukunft. Wie schätzt du die weitere Entwicklung von Achtsamkeit im beruflichen Kontext ein? Was hast du da für Ideen oder Beobachtungen?

Speaker0:[43:23] Also ich persönlich merke, und das haben wir jetzt auch oft adressiert hier heute, Achtsamkeit wird immer wichtiger. Ich denke, dass sich das Wort vielleicht verändern wird. Also Achtsamkeit, Bewusstheit oder ganz anders.

Speaker0:[43:40] Aber der Mensch an sich ist eben zentral und entscheidend, um die großen Herausforderungen wie Digitalisierung, Innovation, Nachhaltigkeit zu meistern. Und um jetzt gerade nochmal auf die Nachhaltigkeit zu kommen, die fängt eben auch an mit den Menschen im Unternehmen. Es gibt ganz neue KPIs jetzt, um Nachhaltigkeit auch zu messen, ganz andere Reportings. Ohne Achtsamkeit wird das nicht funktionieren. Deshalb glaube ich auch, dass das Thema Achtsamkeit nicht mehr wegzudenken ist aus den Unternehmen. Gleichzeitig sehe ich, es braucht eben Mut und Invest, diesen Weg dann auch zu gehen. Den Mut erstmal aus der Führung heraus, aus dem Top-Management heraus, die Sachen dann auch durchzuziehen und dran zu bleiben, auch in Phasen, wo es wirtschaftlich vielleicht nach unten geht. Ich glaube, auch da gibt es keinen Weg dran vorbei, weil unilineares Management wird sich auf Dauer nicht durchsetzen. Aber, und das sehe ich auch, trotz Trends, da gibt es noch ganz schön viel zu lernen und ganz schön viel zu tun.

Speaker0:[44:42] Und auch noch viel im Sinne von, wie entwickeln wir die Offenheit, um eben authentisch, verletzlich Themen voranzutreiben, von denen wir irgendwie wissen, dass sie entscheidend sind. Aber wir könnten sehr weiterhin technisch und sachorientiert denken, wird schon auch irgendwie klappen, hat schon lange geklappt. Also letzter Satz dazu, es braucht weiterhin ein Umdenken, um das, was sich sowieso schon aufdrängt, dann auch wirklich umzusetzen.

Speaker2:[45:11] Ich danke euch beiden. Das war tatsächlich ein sehr inspirierender Austausch. Und ja, wie immer an dieser Stelle stellen wir uns die Frage, was haben wir denn eigentlich aus dem Gespräch mitgenommen? Und ich schaue euch mal beide an. Der Uli hat immer den Heimvorteil und darf in der Regel starten.

Speaker1:[45:26] Also was habe ich mitgenommen? Also zum einen, ich bin total, wie sagt man, so Energie aufgeladen, weil ich nochmal eine Doppel-Dreifach-Bestätigung bekomme, dass moderne Führung aus Authentität besteht. Das heißt, ich muss ich selber sein, damit ich meine Energie halt auch auf die Themen lenken kann und nicht eine Rolle spiele. Das zweite ist Empathie, also als Führungskraft tatsächlich auch empathisch zu sein und damit halt auch die Grundlage zu schaffen, mich schnell anpassungsfähig zu sein, weil die Welt wird sich verändern. Ich brauche eine Agilität im Kopf, die halt auch nochmal ein Stück weit alte Pfade verlassen lässt und neue Pfade eingehen zu können. Und deswegen nochmal vielen Dank, Martina, für die Inspiration, gerade neue Trampelfade und halt auch wieder diese Wege einzugehen. Also daher, das sind so die Dinge, die ich mitnehme. Und ich habe jetzt in der Eigenreflexion auch nochmal mitgenommen, ich habe nochmal so ein paar Bad Habits, die würde ich gerne auch nochmal angehen. Also daher, danke.

Speaker2:[46:25] Martina, was hast du mitgenommen?

Speaker0:[46:26] Ja, erstmal Uli, vielen Dank für die Zusammenfassung. Ich hätte es eigentlich nicht besser sagen können. Ich blicke einfach nochmal auf euch. Ich nehme etwas mit, was auch eine wichtige Botschaft ist, nämlich wenn sich die Führung kümmert, dann ist das auch ein Signal ins Unternehmen. Wir kümmern uns um euch, ihr seid wichtig, damit wir alle diese Trends der Veränderung meistern und das guttun können. Mit Blick auf Innovationen, die wir schaffen für heute und für morgen. Und das entsteht nur aus einer Empathie heraus, aus einer Resilienz. Selbstfürsorge für mich, übernehme ich Fürsorge für andere und somit auch aus der Achtsamkeit. Und ich freue mich einfach, dass wir heute die Folge machen können, weil das ist wieder so ein Signal von, es geht voran. Wir sind alle dran und jeder kann für sich immer so ein bisschen entscheiden, wie ich Achtsamkeit in meinen Alltag bringe.

Speaker2:[47:19] Martina, an der Stelle haben wir eine traditionelle Frage an unseren Gast. Hat nicht immer was mit dem Thema zu tun, aber ich würde sagen, gerade im Kontext der Achtsamkeit passt diese Frage doch sehr schön. Ich bin sehr auf deine Antwort gespannt. Also es geht nicht unbedingt um deine Rolle im Unternehmen, sondern es geht eigentlich um dich als Person. Und die Frage ist recht simpel, die lautet, wofür stehst du morgens auf?

Speaker0:[47:38] Spontan, meine erste Antwort ist für meine Familie. Ich stehe morgens auf für meine Familie und ehrlich, alles, was ich tue, tue ich immer mit Blick auch darauf, eine bessere Welt für morgen und für meine Tochter und alle in dieser Generation und Nachfolgen zu schaffen. Dafür stehe ich auf und das treibt mich auch an.

Speaker2:[47:59] Dankeschön. Das war eine sehr schöne, auch im Kontext der Achtsamkeit eine sehr schöne Antwort, Uli. Und ich weiß, das ist bei dir auch so. Und du stehst mindestens auch für deine Hunde auf.

Speaker1:[48:08] Ich stehe auch für meine Hunde auf. Aber ganz, ganz offen, liebe Martina, das Kompliment kann ich dir direkt zurückgeben. Ich habe so den Eindruck, ich habe eine Seelenverwandte gefunden. Also mir geht es auch immer darum, einen gewissen Impact für diesen Planeten und halt auch für meine Lieben logischerweise zu schaffen. Und ich kämpfe jeden Tag dafür und dafür stehe ich halt auch sehr gerne auf, Menschen an Lächeln aus dem Gesicht zu zaubern und gleichzeitig nachhaltig etwas zu bewegen. Deswegen spricht mich das sehr an, was du sagst.

Speaker2:[48:39] Martina, wenn Menschen mit dir zum Thema Achtsamkeit und Führung zusammenarbeiten wollen oder mit eurer Firma, wie können denn unsere Zuhörerinnen und Zuhörer mit euch in Kontakt treten oder mehr über euch erfahren?

Speaker0:[48:50] Also erstmal kann man mir immer schreiben, ganz einfach per E-Mail, martina.weifenbach.mindway.com oder über LinkedIn, Martina Weifenbach, oder einfach mal auf die Webseite gucken, mindway.com. Und wen die Themen darüber hinaus interessieren. Wir haben auch einen Podcast, den Mindway Podcast, wo wir uns wirklich sehr intensiv auseinandersetzen mit Achtsamkeit, so what? Also was bedeutet das wirklich für Innovation und für, ich spreche nicht mehr von New Work, sondern für Good Work und wie können wir Good Work gestalten? Also es gibt ganz viele Wege, ich freue mich drauf und ich gehe immer gerne einfach in den Dialog und in Sparing und in den Austausch.

Speaker2:[49:31] Martina, vielen, vielen Dank, dass du heute unser Gast warst. Das war wirklich sehr werthaltig, sehr spannend für unsere Zuhörer und Zuhörerinnen. Ich bin sehr gespannt auf das Feedback zu der Folge und nochmal vielen Dank, dass du die Zeit für uns genommen hast.

Speaker0:[49:42] Ich danke euch, das waren tolle Fragen.

Speaker2:[49:44] Das war der Digital Pacemaker Podcast über Achtsamkeit in der modernen Arbeitswelt. Zu Gast war Dr. Martina Weifenbach, CEO und Mitgründerin von Mindway. Weitere Informationen zur Folge und auch die Links, die wir heute genannt haben, findet ihr in unseren Shownotes. Und wenn ihr mit uns zu den Themen in Kontakt treten wollt, dann kommentiert doch unsere LinkedIn-Posts oder schickt uns eine Nachricht. Der Digital Pacemaker-Podcast erscheint alle 14 Tage, dienstags auf Spotify, Apple und überall dort, wo es Podcasts gibt. Klingt jetzt auf Folgen oder Abonnieren, um keine Folge zu verpassen. Viel Spaß und bis bald, euer Uli und Markus.

Speaker1:[50:21] Rock’n’Roll!

Music:[50:22] Music

Speaker1:[50:28] Der Digital Pacemaker Podcast ist eine Produktion von Maniac Studios.