mit Ulrich Irnich & Markus Kuckertz
Shownotes
Folge 52 beschäftigt sich mit der Frage, wie man sich verändern und was man lernen muss, um in der sich schnell wandelnden Technologielandschaft relevant zu bleiben. Zu Gast ist Sead Ahmetovic, CEO und Mitgründer von WeAreDevelopers. Sead und sein Team fördern Tech-Talente durch ihre Plattform, die Wissen, Stellenangebote und Events bietet, um das berufliche und persönliche Wachstum von Entwicklern zu unterstützen.
Uli, Markus und Sead diskutieren über die notwendigen Schritte, um mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten. „Technische Fähigkeiten allein reichen nicht aus. Es sind die Soft Skills wie Empathie, die den Unterschied machen“, erklärt Sead. Ein weiteres zentrales Thema ist die Entscheidung zwischen Spezialisierung und Generalismus. Sead rät, der eigenen Leidenschaft zu folgen und nicht unbedingt der gesellschaftlichen Erwartung, immer in der Hierarchie aufsteigen zu müssen. Uli empfiehlt „Finde deinen Purpose und habe den Mut, neue Wege zu gehen“.
Diese inspirierende Diskussion bietet wertvolle Einblicke für alle, die in der Technologiebranche tätig sind oder sich für die Dynamik des digitalen Wandels interessieren.
Wer mehr wissen möchte, findet hier weitere Informationen:
- WeAreDevelopers: https://www.wearedevelopers.com
- WeAreDevelopers World Congress 17.-19.07.2024 in Berlin: https://www.wearedevelopers.com/world-congress
- Video-Podcast von Sead Ahmetovic mit Uli Irnich zu „AI, Purpose, and the Future of Telecommunication“: https://youtu.be/QwWNQglfwvQ?si=k-BCSVHVTXYi884K
Euer Feedback zur Folge und Vorschläge für Themen und Gäst:innen sind sehr willkommen! Vernetzt Euch und diskutiert mit:
- Sead Ahmetovic: https://www.linkedin.com/in/seadahmetovic/
- Ulrich Irnich: https://www.linkedin.com/in/ulrichirnich/
- Markus Kuckertz: https://www.linkedin.com/in/markuskuckertz/
Mitwirkende – Hosts: Ulrich Irnich & Markus Kuckertz // Produktion: Daniel Sprügel, Maniac Studios (https://maniacstudios.com/) // Redaktion: Marcus Pawlik © Digital Pacemaker Podcast 2024
Zusammenfassung
In dieser Episode des Digital Pacemaker-Podcasts spreche ich mit Sead Achmetowitsch, dem CEO und Mitgründer von We Are Developers, einer Plattform, die Unternehmen und Tech-Talente zusammenbringt. Wir behandeln die Herausforderungen, die der technologische Wandel mit sich bringt, und die Notwendigkeit, ständig dazuzulernen, um in der Technologiebranche relevant zu bleiben. Sead teilt seine Beweggründe und Motivationen, die ihn dazu veranlasst haben, die Entwicklergemeinschaft zu fördern und ihnen eine Bühne zu geben, um ihre Ideen und Fähigkeiten zu präsentieren.
Wir diskutieren die Bedeutung von beiden, technischen Fähigkeiten und Soft Skills, für den Erfolg von Entwicklern. Sead betont, dass Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und das Verständnis für die Bedürfnisse anderer entscheidend sind, um in der heutigen komplexen und dynamischen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Im Gespräch wird deutlich, dass Soft Skills oft genauso wichtig sind wie das technische Know-how, um die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams zu verbessern und die Karrieren von Entwicklern zu fördern.
Ein wichtiger Punkt, den wir ansprechen, ist die Spezialisierung versus Generalisierung. Sead beschreibt, dass sowohl eine Spezialisierung in einem Nischenbereich als auch eine generalistische Perspektive ihre eigenen Vorzüge haben. Es ist daher wichtig, die eigene Leidenschaft zu finden und diese in Einklang mit den Anforderungen des Marktes zu bringen. Sead ermutigt Kollegen, Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu haben und den Mut zu fassen, sich in neue Herausforderungen zu stürzen, anstatt sich in einer Komfortzone niederzulassen.
Darüber hinaus reflektieren wir über die Entwicklung der Technologiebranche und die sich verändernden Anforderungen an Entwickler. Sead intensiviert den Austausch über wichtige Trends und wie junge Entwickler diese Trends für ihre berufliche Weiterentwicklung nutzen können. Wir besprechen, wie wichtig es ist, neugierig zu bleiben und sich kontinuierlich fortzubilden, und ermutigen dazu, sich über Netzwerke und Konferenzen zu vernetzen, um wertvolle Einblicke und Perspektiven zu gewinnen.
In einem weiteren Teil des Gesprächs teilen wir unsere Gedanken zur Bedeutung von Empathie im Softwareentwicklungsprozess. Sead bringt Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung, wo das Verständnis für die Bedürfnisse von Kunden und Stakeholdern den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachte. Diese Erkenntnisse führen uns zu der Einsicht, dass das Bedürfnis nach einer harmonischen Balance zwischen technischen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen mehr denn je von Bedeutung ist.
Abschließend reflektieren wir, wie wichtig es ist, nicht nur im Beruf, sondern auch im Leben den eigenen Purpose zu finden und authentisch zu bleiben. Sead gibt zum Schluss einen wertvollen Tipp, was er den Studierenden mit auf den Weg geben würde: “Nicht alles zu ernst nehmen.” Dieses Motto spiegelt die Einstellung wider, die in der dynamischen Welt der Technologie entscheidend ist – eine gute Portion Humor und die Bereitschaft, aus Erfahrungen zu lernen, während man neue Wege beschreitet.
Transkript
Speaker0[0:00]Für mich war damals Stack Overflow, GitHub, AdHor, all diese ganzen Brands, die waren Heroes, Idole, die Menschen, die das gebaut haben. Und jetzt sind sie bei uns auf der Bühne und wir kennen uns persönlich. Das war damals natürlich nicht denkbar.
Music[0:16]Music
Speaker2[0:31]Heute ist Dienstag, der 11. Juni 2024. Herzlich willkommen zum Digital Pacemaker-Podcast mit Uli Irnig und mit mir Markus Kuckertz. Uli, ich begrüße dich.
Speaker1[0:41]Hallo lieber Markus.
Speaker2[0:42]Heute sprechen wir darüber, wie ich mich verändern und was ich lernen muss, um mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten. Zu Gast ist Sead Achmetowitsch, CEO und Mitgründer von We Are Developers, Europas führender Plattform, die Unternehmen und Tech-Talente zusammenbringt. Schön, dass du heute bei uns bist, Sead.
Speaker0[0:57]Ja, hallo und vielen Dank für die Einladung.
Speaker2[1:00]Seat und seine Kolleginnen und Kollegen von We Are Developers haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrer Entwickler-Community Tech-Talente zu fördern, um ihre Karrieren zu beschleunigen. Ihre Plattform bietet Wissen, Stellenangebote und Events, um das berufliche und persönliche Wachstum von Entwicklern zu unterstützen. International bekannt wurde die Community durch die Organisation des We Are Developers World Congress, der weltweit größten jährlichen Veranstaltung für Entwickler mit über 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 300 Rednerinnen. Seat ist ursprünglich Selbstentwickler und hat unter anderem in Digitalagenturen gearbeitet, bevor er 2015 We Are Developers mitbegründete. Seat, soviel erstmal zu dir. Wir haben uns natürlich aber auch nochmal innerlich mit dem beschäftigt, worüber wir heute reden wollen. Und folgende Thesen stellst du zur Diskussion. Du sagst zum einen, in der Technologiebranche musst du ständig dazulernen, um relevant zu bleiben. Dann sagst du, technische Fähigkeiten allein reichen nicht aus. Soft Skills sind genauso wichtig. Und zu guter Letzt sagst du, spezialisiere dich oder erweitere dein Wissen. Finde den richtigen Mix für deinen Erfolg. Uli, das sind gute Themen für uns heute hier, glaube ich.
Speaker1[2:09]Das wird richtig Spaß machen. Ich freue mich schon auf den Talk. Wir hatten ja schon mal das Vergnügen. Auf der anderen Seite, wo ich bei dir Gast war, Seat, Aber ich kann da schon sagen, es war sehr kurzweilig. Und ich glaube, wir hätten den ganzen Tag gehabt, wir hätten auch den ganzen Tag da gesprochen. Seat, ich dachte mal mit der ersten Frage, nämlich an deiner These so ein bisschen, was waren deine Motivationen und Triebfeder, die so stark für die berufliche und persönliche Entwicklung von Entwicklern und der Entwicklergemeinschaft im Allgemeinen zu engagieren?
Speaker0[2:37]Ich glaube, das ist schon mal die schwierigste Frage zu Beginn. Ich glaube, da gab es viele Faktoren. Aber was mich immer angetrieben hat, ist, ich war immer sehr neugierig, quasi nicht nur Softwareentwicklungsthemen selbst zu verstehen, sondern auch zu verstehen, wie baut man gute Produkte, wie skaliert man Produkte, wie funktionieren Unternehmen. Also so klassischer, sage ich mal, T-Shape, neugierig in der Breite und dann spezialisiert, sage ich mal, in der Softwareentwicklung. Ich habe mich dann immer gefragt, wo beziehe ich diese Informationen oder dann gibt es eben viele Meetups, dann gibt es Konferenzen. Aber es gab irgendwie damals nichts, wo ich mich so wirklich behermertet gefühlt habe, wo ich gesagt habe, hey, das ist eine Quelle, da treffe ich ganz viele andere Techies, auch aus anderen Techs-Tacks, aus anderen Branchen, aus anderen Abteilungen, wo man sich austauscht. Und das fand ich schade, weil ich glaube, dass wenn man wirklich Großkarriere machen möchte, wenn man das als Ziel hat, als Ambition, dann braucht man ja ein breiteres Verständnis von vielen Themen.
Speaker0[3:41]Es gab und gibt immer noch sehr viele gute, coole Konferenzen, aber damals war es so, okay, wenn du ein Java-Entwickler bist, dann bist du eben zur Jaxx gegangen. Wenn du mit Angular was zu tun hattest, dann gehst du zu NGE Vikings oder NGE was auch immer und triffst dich halt wirklich nur mit komplett Gleichgesinnten, weil quasi zu der Technologie und nichts irgendwie, wo du sagst, hey, da erweitest du sozusagen das Blickfeld. Der zweite Faktor, der war auch sehr stark und der war mehr so in die Richtung, Wenn du dann zu Konferenzen gegangen bist oder Teil von Communities warst, zum Beispiel im Marketingbereich, im Businessbereich, im Startup-Bereich vor allem, da gab es erstens einmal sehr viel an Communities und Veranstaltungen und auch an Plattformen und Videos auf YouTube und so weiter.
Speaker0[4:27]Und die haben sich auch alle ziemlich abgefeiert sozusagen, weil sie coole Produkte machen, weil sie coole Business Cases machen, weil sie coole Marketing-Kampagnen machen und so weiter und ich dachte mir, naja, die Zielgruppe, die das ganze Ding eigentlich baut, also technisch sozusagen die Produkte baut, damit die das überhaupt verkaufen, bewerben oder sonst was darüber erzählen können.
Speaker0[4:50]Die kommt mir ein wenig zu kurz, die werden nirgends gefeiert, Sie sind auch selber eher so, sage ich einmal, dieses Klischee introvertiert. Zumindest für mich, würde ich sagen, hat das auch zugetroffen damals. Kann nicht für andere sprechen, aber ich sehe, Uli, du nickst auch ein wenig. Da war es dann schon so, dass ich mal gedacht habe, ich möchte eigentlich dieser ganzen Softwareentwicklergemeinschaft eine Bühne geben, wo man sich selbst auch präsentieren kann, seine Ideen präsentieren kann, wo man auch einfach sagen kann, hey, wir sind da. Wir sind nicht diejenigen, die irgendwo im Keller, im dritten Untergeschoss ohne Klimaanlage sitzen und Pizza essen und was für sich, sondern einfach mit diesen Klischees aufräumen. Und so hat sich das dann halt alles entwickelt. Also ich sage, da kommst du dann von einem ins andere, du machst ein kleines Meetup, das wird dann größer und irgendwann einmal kommt dann Rear Developers raus.
Speaker1[5:42]War das so ein Moment oder hat sich das entwickelt?
Speaker0[5:45]Ich würde sagen, es war eine stetige Entwicklung, die aber immer so kleine Peaks gehabt hat und auch irgendwie, wo die Ambition dann auch immer gewachsen ist. Also, ich meine, wir machen ja mittlerweile mit dem Rear Developers World Congress eine Riesenveranstaltung. Also, wir erwarten dieses Jahr 15.000 Teilnehmer, 500 Sprecher. Uli, du bist auch einer davon. Du warst auch letztes Jahr einer davon. Du weißt, wie groß das ist. Und das ist ein Riesending. Natürlich haben wir damals nicht gesagt, lass uns das bauen, also weit weg davon. Für mich war damals Stack Overflow, GitHub, AdHaw, all diese ganzen Brands, die waren Heroes, Idole, die Menschen, die das gebaut haben. Und jetzt sind sie bei uns auf der Bühne und wir kennen uns persönlich. Das war damals natürlich nicht denkbar.
Speaker0[6:31]Aber es war schon irgendwie das Ziel, hey, lass uns mal eine kleine Konferenz in Österreich machen. Die erste Version war ja nicht einmal in Wien, sondern in der Burg Perchtholzdorf, in der kleinen Vorort von Wien, Perchtholzdorf. Sehr, sehr schöner Vorort in so einem Schloss. Und selbst das war ein Zufall, weil es hat uns eine Freundin angerufen, die einen Digitalkongress macht, also einen dieser Events, wo ich sage, die feiern sich immer alle ab. und die hat gesagt, hey, Sie haben einen Raum frei, wollen wir nicht etwas für Entwickler machen?
Speaker0[7:03]Und dann haben wir gesagt, okay, ja, lasst uns das machen. Wir haben jetzt zwar nur zwei Monate Zeit. Wir haben keine Ahnung, wie sowas funktioniert. Wir haben auch keine Ahnung, wo wir die Sprecher herbekommen. Wir haben auch keine Ahnung, wie wir die Tickets verkaufen und alles. Aber lasst uns mal ausprobieren. Und es hat Spaß gemacht und es hat funktioniert.
Speaker0[7:20]Dann hat sich das eben so weiterentwickelt. Im zweiten Jahr hat man dann gesagt, lasst uns ein bisschen größer machen. Und es war immer noch ein Nebenprojekt von unserer eigentlichen Arbeit. Und dann nach dem zweiten Jahr haben wir gesagt, naja, es macht Spaß. Was, lass uns das Fulltime machen. Da gibt es einen Markt, es gibt Unternehmen, die wollen mit den Entwicklern in Kontakt treten, entweder weil sie sie anstellen wollen, also Arbeit, oder sie wollen Developer-Marketing machen, Product-Marketing machen. Auf der anderen Seite gibt es Entwickler, die sind wissbegierig, die wollen vielleicht sich auch untereinander vernetzen und dann lass uns daraus auch irgendwie so ein Ökosystem schaffen, was wir, glaube ich, mittlerweile auch ganz gut geschafft haben. Und eine zweite Motivation gab es noch, weil ich gesagt habe, wir haben das ja nebenbei gemacht. Also mein Co-Gründer Ben Ruschin und ich und Tom Pamminger und Markus Wagner sind auch noch Co-Founder von Re-Developers, aber Ben Ruschin und ich, wir hatten eine Marketingagentur. Das heißt, wir haben einfach Projekte für Unternehmen gebaut, ob das jetzt irgendwie Websites waren oder Werbekampagnen oder mobile Applikationen, also alles, was du halt tun konntest, um Geld zu verdienen. Und das hat gut funktioniert, aber für uns war relativ schnell klar, wir wollen nicht bis in die Pension, in der Werbebranche bleiben. Für uns war relativ schnell klar, dass wir irgendwas anderes machen möchten. Also irgendwas mit Menschen, irgendwas mit Fortbildung, irgendwas, was auch vielleicht skalieren kann. Das waren so die Beweggründe, glaube ich.
Speaker2[8:46]Du hast eben von den Jungs im Keller gesprochen mit der Pizza. Ich nenne das jetzt mal den Maschinenraum. Wenn du auf die Entwicklung der Zeit schaust seitdem, wie hat sich das denn verändert? Welche Fähigkeiten und Technologien sind denn da heute gefragter und wie hat sich das entwickelt?
Speaker0[9:01]Ja, ich meine, es ist so ein irrsinnig schweres Thema. Also ich habe mir früher, als ich noch jünger war, ich würde mal sagen, ich bin immer noch jung, aber als ich noch jünger war, habe ich mir gedacht, ja, früher war alles so schwer. Ja, weil du musstest halt quasi in der Zeit, wo ich angefangen habe, in der Schule zu programmieren oder zu Hause und dann auch in der Karriere, das war so, da hast du halt noch ganz klassisch den Ausbildungsweg gehabt und dann hast du auch Java gelernt und C++ und C. Und in meiner Zeit, ich musste auch noch Assembler lernen, war jetzt so nicht mein Wunschding, aber ja, ich konnte es. Das hat im Prinzip auch so ein wenig die Karriere, glaube ich, ein bisschen vorgezeichnet. Also in welche Richtung du gehst, du musstest dich nicht großartig entscheiden. Und ich habe mir gedacht, okay, das ist schwieriger, weil ich würde mal sagen, dass damals, was wir gelernt haben, also Assembler, würde ich mal sagen, ist wahrscheinlich schwieriger zu verstehen und damit was zu tun, als jetzt mit JavaScript oder so.
Speaker0[9:55]Nun, mittlerweile habe ich die Meinung ein wenig verändert, weil ich glaube, das ist für die neuen Software-Entwickler heute extrem schwierig, sich für etwas zu entscheiden. Und in den meisten Fällen müssen sie sich ja gar nicht entscheiden. Also als ich dann quasi noch programmiert habe in der Agentur, da war halt, ja, PHP, großes Ding, ist es übrigens immer noch, nur halt vielleicht nicht so vom Image her, aber ich glaube, über 90 Prozent der Websites nutzen immer PHP noch. Aber es war halt PHP und JavaScript und da kam dann Ajax. Das war das neue, geile Ding. Ajax, Asynchronous und du hast jQuery-Plugins gehabt und dann kamen diese ganzen JavaScript-Frameworks und Server-Site-JavaScript und Node.js und all das. Und wenn du heute schaust, wie viele Frameworks, also wenn wir jetzt alleine über Webentwicklung reden, das ist noch gar nicht einmal andere Sachen.
Speaker0[10:48]Also reine Webentwicklung, da gibt es einfach so vieles, dass du gar nicht mehr weißt, wo du anfängst und wo du aufhörst. Und ich glaube, dass junge Menschen heute schon ein bisschen wahrscheinlich auch vor der Challenge stehen, wohin entwickeln sie sich. Alleine in diesem Bereich Webentwicklung. Jetzt kommt noch dazu, dass du früher wahrscheinlich, Uli, du und ich konnten uns hinsetzen, was runterprogrammieren, kompilieren, auf CD brennen und verteilen. Und das war ein Programm. Und wenn es gut läuft, konntest du das vielleicht öfter verkaufen. Und mittlerweile kannst du ja gar nicht einfach nur mal so ein simples Produkt bauen, sondern du hast diese ganze Cloud-Themen.
Speaker0[11:28]Du hast Skalierungsthemen, Performance-Themen, DevOps, Security, Testing.
Speaker0[11:34]Front-Premise, also das ist tausend, also es ist so komplex geworden, diese ganze Softwareentwicklung, geschweige denn, wenn du dann irgendwie quasi Geräte ansteuern möchtest oder sonst was. Also super komplex und es ist nicht einfach. Und jetzt kommt die KI, wo dann alle sagen, okay, KI macht jetzt eh alles selber, aber in Wirklichkeit ist es ja genau nicht so. Also im Prinzip macht es das Ganze nochmal komplexer und braucht nochmal mehr IT-Fachkräfte, nur halt anders gelagert. Also spannende Zeit.
Speaker1[12:04]Ja, sehe ich auch so. Um mein Alter jetzt hier ein bisschen zu spoilern, ich habe sogar nicht nur auf CD, sondern auf Diskette gespeichert.
Speaker0[12:12]Das wollte ich nicht vorwegnehmen.
Speaker1[12:14]Ja, und gleichzeitig muss ich ganz ehrlich sagen, ich bin sehr dankbar, dass ich Assembler und Fortran laden durfte. Ja, das war, wie du sagst, das war ein Graus, aber es hilft halt ein paar Zusammenhänge zu verstehen und wie Maschinensprache funktioniert und wie halt eine Struktur von dem Programm aussieht. Ja, das hat es schon gebracht, um ganz ehrlich zu sein. Und ich finde es total bemerkenswert, heute in der Welt mit den ganzen Innovationen, die auf den Markt stoßen, den Fokus zu halten. Also du hast, genau wie du es sagst, es ist so viel unterwegs und mit Web 3.0 kommt ja nochmal eine neue Generation an Web-Funktionalitäten in den Markt. Obwohl ich ganz ehrlich sage, das ist super spannend, aber ich kann nur jedem, der jetzt einsteigt, dringend raten, Fokus, Fokus, Fokus und lieber drei, vier Fähigkeiten gut drauf zu haben, als jetzt irgendwie versuchen, jeden neuen Trend mitzumachen, denn das wirst du oder der Mensch eh nicht durchhalten können, um ganz ehrlich zu sagen.
Speaker0[13:10]Ja, und du laufst ja auch immer Gefahr, dass das, was du dir da aneignest, dass der Trend dann auch schneller mal vorbei sein kann.
Speaker1[13:19]Total.
Speaker0[13:19]Und ich meine, Markus, um auch auf den Ursprung der Frage nochmal zurückzukommen, das waren sozusagen die technischen Skills, aber ich glaube, was auch absolut, was zumindest mir in der Karriere gerolfen hat, war halt auch diese Neugier, das große Ganze zu verstehen. Das klingt jetzt wie so eine Plattitüde, weil das sagt man immer so Big Picture und so weiter, aber es ist schon so, das habe ich auch oft gesehen bei ganz guten Entwicklern, dass die halt sozusagen, man sollte nicht Softwareentwicklung machen for the sake of doing the Software Development, sondern man sollte schon verstehen, okay, warum mache ich dieses Programm, was bringt das dem Unternehmen oder der Organisation, welchen Zweck erfüllt es, was sind die anderen Auswirkungen und es ist nicht alles, was vom Sales, Marketing oder sonst anderen Abteilungen ist. Dann kommt, ist nicht alles immer nur blöde Ideen, sondern das hat irgendwo so seine Berechtigung, da hat sich irgendwer was gedacht. Und für mich war das schon am Anfang der Karriere so, dass ich einfach mich in viele Meetings reingesetzt habe. Ich habe dann, mein allererster Arbeitgeber war super flexibel, dem war das egal, ich habe mich überall reingesetzt und blöde Fragen gestellt und habe mich dann halt auch reingemischt, auch dann mit den Vertrieblern diskutiert oder mit den Marketingleuten diskutiert und sozusagen ein bisschen den technischen Aspekt reingebracht, aber auch quasi dann dadurch verstanden, warum sie gewisse Sachen so haben wollten, wie sie es wollten. Und das hat mir natürlich geholfen, sozusagen in diese Vermittlerrolle aufzusteigen, was auch immer das jetzt für einen Jobtitel heute wäre. Das bringt dich dann schon weiter.
Speaker2[14:49]Du hast eben von dieser großen Welt gesprochen, der man da als Entwickler gegenübersteht. Ja, und da ist natürlich immer die Frage, wie bleibt man da am Ball? Hast du für dich besondere Methoden oder Ressourcen, die du dann nutzt, um für dich die Übersicht zu behalten und auch ein bisschen Entscheidungen zu treffen? Naja, welche Sachen lohnt es sich jetzt weiter zu verfolgen? Wo gehe ich tiefer rein und welche Sachen lasse ich vielleicht auch mal liegen oder lasse ich ab jetzt auch sein?
Speaker0[15:10]Das ist eine schwierige Frage für mich persönlich, weil ich habe die Antwort vor 10, 15 Jahren war ja, nein, ich weiß es nicht. Deshalb habe ich ja auch via Developers dann mitgegründet und aufgebaut, damit es andere dann haben. Ich möchte jetzt auch nicht zu viel Werbung sagen und sagen, hey, kommt alle auf die Konferenz und konsumiert unseren Content online, aber ist natürlich ein Weg.
Speaker0[15:31]Es ist immer ein wenig Interesse uns geleitet. Ich glaube, wir haben so viele Möglichkeiten in der IT, dass wir in die eine oder andere Richtung gehen. Dass ich gar nicht sagen würde, wir müssen jetzt auf Teufel komm raus, alles Mögliche wissen und alles Mögliche, so wie jetzt irgendwelche Börsenmanager, ob sie es interessiert oder nicht. Sie müssen halt das Handelsblatt in der Früh lesen und die Börsennews und was weiß ich. Ich glaube, wir haben schon die Flexibilität, dass, hey, wenn dich LLMs interessieren, dann informiere dich, dann Google oder Daktagore oder Perplexity oder wie auch immer das jetzt dann heißen soll. Also informiere dich, gehe zu Konferenzen, gibt es ja auch gute Podcasts in all diesen Themen. Ich glaube, es ist einfach vom Interesse leiten und das ist wahrscheinlich schon genug, weil man kommt eh nicht nach. Also den Anspruch zu haben, man kann überall auf dem Trend bleiben, das geht nicht. Ich bin in einer Position, wo wir durch die Sachen, die wir bei Re-Developers machen, mit extrem vielen Menschen und Sprechern und Unternehmen.
Speaker0[16:35]In Kontakt kommen und deshalb habe ich, sage ich mal, einen ganz guten Überblick oberflächlich, sage ich mal, was da draußen passiert, aber es wäre unmöglich, das alles auch nur im entferntesten, abzufassen. Also wenn du dir jetzt in den DevOps-Bereich hast, Observability und Monitoring und das ganze Security-Zeug, das ist unmöglich. Also ich würde wirklich sagen, so wie es für einen passt und wir sind eh in so einer Welt, wo man Informationen, zumindest in unserer Welt sozusagen, leicht rankommt, einfach neugierig sein.
Speaker1[17:08]Das resoniert sehr mit mir, was du sagst. Das eine Thema ist natürlich Neugierde und das zweite ist natürlich extrem im Netzwerk, also um Perspektiven zu verstehen und andere Perspektiven, weil das hat mir immer in meiner ganzen Laufbahn so ein Stück weit geholfen, auf mein Netzwerk zurückzugreifen und halt unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und sich dann darauf einzulassen, weil unser Kopf spielt manchmal ein blödes Spiel mit uns und versucht uns in eine Richtung zu lenken, die aber nicht richtig sein muss. Und da ein Netzwerk zu haben, wo man das mal so ein bisschen ebnen kann und auf eine neue Plattform zu bringen, Das ist sehr wertvoll. Also das würde ich jedem empfehlen.
Speaker0[17:47]Ja, absolut.
Speaker2[17:49]Da hilft es natürlich auch, auch im Kongress mit Leuten mal in einen Raum zu kommen und sich auszutauschen. Kommen wir von den Tech-Skills zu den Soft-Skills. Uli, was würdest du sagen, wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat oder was hast du vielleicht auch beobachtet? Was macht… Den einen Entwickler erfolgreicher in Sachen Soft Skills als den Entwickler, der diese Sachen vielleicht nicht hat, die du da beobachtet hast. Was hast du da vielleicht gesehen?
Speaker1[18:11]Ganz, ganz offen. Was wirklich an Soft Skills hilft, ist Empathie, also wirklich auf Menschen zugehen. Und auch wenn es mir am Anfang schwerfällt, das kannst du üben. Das ist nichts, was man nicht lernen kann. Also es gibt auch keinen, der jetzt irgendwie das separat lernen muss, sondern das kann man lernen. Das ist einfach. Also auf Menschen zugehen, mit Menschen interagieren. Das ist sehr, sehr wichtig. Und gerade wenn ich ja meinem eigenen Purpose und meinen Job, den ich da mache, das, was du eben genannt hast, als Big Picture, in Einklang bringe, dann bin ich ja quasi im Flow. Das ist ja so das Beste, was mir passieren kann. So, jetzt brauche ich aber neben dem Purpose halt auch logischerweise dieses Fulfaturstab. Hat das einen Impact? Hat das einen Impact für die Gesellschaft, für das, was ich ja gerade mache? Und in dem Moment finde ich, das sind so für mich so die drei Themen. Also Empathie, auf Menschen zugehen, Purpose haben und das Dritte ist halt, dieser Purpose in Einklang zu bringen, für wen auch immer ich arbeite, dass das da einbringen kann. Also dann bist du im gelobten Land, wie man so schön sagt.
Speaker2[19:13]Seat, was ist denn deine Beobachtung?
Speaker0[19:16]Ähnlich, also das kann ich alles wirklich eins zu eins unterschreiben, vor allem den Punkt mit der Empathie auch, weil ich glaube, das ist der Beginn von allem, das ist für mich wirklich so ein Lebensmotto, das ist auch etwas, was man sich aneignen kann. Ich glaube, dass wir, die quasi eher so aus einer technischen Ausbildung kommen, das auch uns wirklich gut aneignen können, weil es ja im Prinzip nichts anderes ist, sondern ein bisschen logisches Denken. Also warum sagt die andere Person das oder warum fühlt die andere Person das oder warum wollen die das so haben und einfach sich diese Fragen auch einfach zu stellen. Das ist für mich wirklich ein ganz wichtiges Motto. Ich habe das sogar, glaube ich, in einem der sozialen Netzwerke Twitter oder X oder wie das jetzt heißt sogar gepinkt, dass Empathy für mich so der wichtigste Leadership-Skill ist.
Speaker0[20:02]Im Prinzip nicht nur für quasi in der Tech-Brande, ich glaube, das ist insgesamt, glaube ich, hätten wir eine bessere Welt mit mehr Empathie auf allen Ebenen. Und dann vielleicht auf Softwareentwickler jetzt umgemünzt, da müssen wir jetzt natürlich von den Klischees ein bisschen ausgehen und zu sagen, was hilft. Also was mir irrsinnig geholfen hat, ist so ein bisschen aus der Komfortzone rauszugehen. Ich bin wirklich eigentlich eher jemand, ich kann sehr gut E-Mails schreiben und so kommunizieren schriftlich mit Leuten, so war ich immer, das ist auch immer jetzt noch so, aber ich war immer so scheu, wenn ich quasi zu einer Veranstaltung gehe, dass ich dann Leute anspreche oder dass ich sogar selbst mal auf die Bühne gehe, das hat es bei mir damals nicht gegeben. So Kraft meiner Rolle wirst du dann irgendwann einmal dort ein bisschen mehr reingedrückt und dann entwickelt sich, das ist wie alles andere, was man übt. Wenn man das ein, zwei, drei, vier, fünf Mal gemacht hat, dann hat das eine gewisse Lockerheit, dann macht das auch Spaß und dann trifft man halt irrsinnig coole Menschen und bekommt irrsinnig viele Informationen. Also jetzt der Seat vor zehn Jahren, dass ich jetzt hier mit dir, Uli, sitze, da wäre ich super nervös gewesen.
Speaker0[21:15]Ich bin jetzt gar nicht nervös und ich glaube, wir können so ein lockeres Gespräch führen, aber auch nur, weil ich es jetzt wahrscheinlich schon x-mal gemacht habe. Aber dieser erste Schritt ist immer so der schwierigste, sich einfach zu trauen. Und ich glaube, dass es einfach so ein bisschen rausgehen aus sich, aus der Komfortzone raus, das hilft dir ziemlich viel. Und was ich gerne mache, auch bei Rear Developers, wir haben ja 500 Sprecher dieses Jahr, auch letztes Jahr schon gehabt. Und viele reichen dann ein beim Call for Papers und sagen halt, ja, ich weiß, ich bin so First-Time-Speaker, vielleicht habe ich eh keine Chance. Das sind dann die, wo ich das Programmkomitee drauf anhalt und sage, okay, bitte nimm es diese Leute, weil das sind vielleicht die wichtigen Entscheider oder Stopstars von morgen und die müssen wir auf die Bühne kriegen. Die anderen, die sind eh auf allen anderen Konferenzen auch vertreten, die nehmen wir auch irgendwo mit. Und dann gibt es ein paar super interessante Storys, auch ein paar Empfehlungen vielleicht für Podcasts, die ich euch dann schicke. So 16-, 17-Jährige, die bei uns zum ersten Mal auf der Bühne waren, unverhofft und die jetzt ein paar Jahre später wirklich wahnsinnige Karriere gemacht haben und die immer noch für unseren Kongress buchen. Also einfach Trauen, würde ich sagen.
Speaker2[22:29]Jetzt hättet ihr eben das Thema Empathie als besonders wichtig in den Vordergrund gestellt. Habt ihr irgendeine Anekdote? Ich gucke mal gerade in die Runde, wo ihr sagt, in einem Entwicklungsprojekt, da hat das tatsächlich den entscheidenden Faktor gespielt, damit es besonders gut gelaufen ist. Oder aber auch, das war der Faktor, wo das Projekt dann am Ende in die Binsen gegangen ist.
Speaker1[22:50]Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich mal auf alle Entwicklungsprojekte, die wir hatten, zurückblicke, Nicht nur bei Vodafone, sondern auch davor, muss ich ganz ehrlich sagen, Empathie und die Übersetzung, weil Marketing spricht eine andere Sprache als Sales, spricht eine andere Sprache als IT, spricht eine andere Sprache als Developer, diese Fähigkeit zu haben, auch sich in den anderen hinein zu versetzen. Also ich würde mal sagen, ist 99 Prozent der Erfolgswahrscheinlichkeit, dass das Ding funktioniert. Weil es geht nicht darum, das letzte Feature irgendwie zu programmieren, sondern es geht darum, quasi das auf meinen internen Kunden oder halt auf meinen externen Kunden so abzuschneiden, dass er oder sie zufrieden sind. Und das hat viel mit Empathie zu tun, nämlich das Übersetzen und Verstehen, was denn eigentlich mein Kunde von mir haben will. Nehmen wir mal ein Beispiel, was extrem gut funktioniert hat. Ich beame mich mal 24 Jahre zurück, Jahr 2000, Umstellung.
Speaker1[23:49]Alle waren total nervös, dass ja mit dem Jahr 2000 alle PC-Uhren stehen bleiben. Und alle Motorsteuerungen und keine Ahnung was hängen bleiben. Wir wissen, wir sind jetzt 24 Jahre später und wir wissen, das war nicht der Fall. Aber wir hatten ein Riesenprojekt mit Hunderten von Menschen, die alle Systeme geprüft haben, ob denn, wenn die Uhr umschlägt, ob denn danach noch alles funktioniert. Und der Effekt bei diesem Projekt war mehr, mit den Stakeholdern zu kommunizieren, immer wieder Updates zu geben, abzuholen und so weiter und so fort. Und das hat funktioniert. Wir hätten uns damals gewünscht, dass mehr Probleme aufgetaucht wären, weil wir hatten natürlich auch ziemlich gute Lösungsmöglichkeiten, wenn Probleme aufgetaucht wären, aber sind sie nicht. Und das war die Kehrseite des Projektes, also intern, alles gut gelaufen. Aber das Produkt, was wir eigentlich verkaufen wollten, ist leider in die Hose gegangen, weil es gab kein Jahr 2000 Problem. Also ich kann euch nur sagen, ich kann mich noch ziemlich gut erinnern, ein Jahr davor waren Untergangsstimmungen in Unternehmen, also die dann nicht mehr buchen können und keine Ahnung was.
Speaker0[24:57]Mir fällt es immer wieder auf, aber erst so im Nachhinein, weil ich glaube, wenn man diesen Skill hat und auch im Team hat, also quasi nicht nur selbst darauf achtet, dann ist es, glaube ich, gar nicht nur die Frage, ob etwas erfolgreich ist oder nicht erfolgreich projektweise, sondern auch, wie schnell und effizient kommt man voran. Zum Beispiel das ganze Feld der User Experience ist ja eigentlich nichts anderes als Empathie getrieben. Also wenn du weißt, wie dein Kunde oder der User fühlt, was er möchte, wenn du darauf achtest, zuhörst und dann eben entsprechend auch darauf reagierst oder etwas Produkt so ausrichtest, dass es eine gute User Experience hat, dann hast du halt mehr Erfolg.
Speaker0[25:40]Und das ist wahrscheinlich gar nicht messbar, weil du weißt ja nie, was die Opportunität ist, die entweder vielleicht, also Opportunitätskosten sind, die da wären, wenn du es nicht so gemacht hättest oder nicht. Aber ich glaube, das ist wahrscheinlich auch das, was vielleicht manche ganz große, erfolgreiche Unternehmen erfolgreich gemacht hat und andere wieder nicht. Also ich nehme jetzt ein komplett anderes Beispiel. Ja, Tesla, da kann man ja sagen, was man will und kann man ja darüber denken, was man möchte. Aber Tesla hat ja die Vision damals auserkoren oder die Mission, weiß nicht, ob es heute noch ist, im Prinzip die Elektrifizierung voranzutreiben. Und wenn man sich ansieht, wie sie das machen, dann haben sie im Prinzip eine ganze Branche in den letzten Jahren auf den Kopf gestellt. Alle müssen nachziehen, sie sind der absolute Vorreiter. Und sie haben es jetzt nicht nur damit geschafft, weil sie gesagt haben, hey, wir haben hier eine tolle Mission, sondern sie haben wirklich gute Produkte gebaut. Also wenn ich mir zum Beispiel das anschaue bei so manchem klassischen Automobilhersteller, wenn du sagst, du gehst in den Konfigurator und du kannst jetzt dein Auto basteln, dann dauert das wahrscheinlich drei Wochen, weil du kannst jede Chromleiste und einen Aschenbecher und nicht Aschenbecher und du hast 15 Millionen verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten.
Speaker0[26:58]Was das an Aufwand war oder was das intern kostet und in der Produktion das auch alles irgendwie zu ermöglichen. Und auf der anderen Seite gehst du auf die Tesla-Webseite, du kannst auswählen die Farbe, die Reifengröße zwischen drei Modellen und mehr oder weniger war es das. Mittlerweile ist es auch komplexer, aber mehr oder weniger war es das. Und der Kunde braucht auch nicht mehr, weil jeder kann sich mit einem dieser Sachen was zusammenstellen, was er möchte. Und dann auch die ganze Software. Das ist ja alles User Experience. Klar kann man dann sagen, das Ding hat keine Seele, weil das brummt nicht, aber die User Experience von dem Ding ist super. Und das ist ja alles eigentlich auf Basis von Empathie, weil sie sich gedacht haben, okay, was will der Kunde denn wirklich? Will der wirklich jetzt die Chromleiste vom Aschenbecherdeckel personalisieren oder nicht?
Speaker2[27:44]Kommen wir zu dem Thema der Spezialisierung. Also ich habe mitgenommen eben Empathie, ein wichtiger Softskill. Dann sich vor allem trauen, den ersten Schritt zu machen, nicht nur bei sich in der Kammer zu bleiben, sondern wirklich auch zu sagen, hey, ich bring den Stein mal ins Rollen, geh mit anderen Leuten in den Austausch und das ist tatsächlich ja die Erfahrung, die meisten Leute sind tatsächlich netter, als man denkt, wenn man mal auf sie zugeht, bei euch auch vielleicht mal einfach mit einem Pitch versuchen, ich habe gelernt, ihr seid da auf jeden Fall sehr offen, den Leuten den ersten Schritt zu bereiten. Jetzt steht man als Entwickler oft vor der Frage oder wahrscheinlich nicht nur als Entwickler, aber da ist es dann eben nochmal besonders entscheidend. Gehe ich eher in eine Spezialisierung oder bleibe ich eher ein Generalist? Ja, wie entscheidet man das und welche Vorgehensweise empfiehlst du hier?
Speaker0[28:29]Ja, was dir Spaß macht. Also ich kenne viele Entwickler, die sagen, naja, ich will ja gar nicht so jetzt Großkarriere machen, im Sinne von, ich muss jetzt irgendwie irgendwann einmal Ziel-Level sein oder Product-Journal oder sowas. Die haben Spaß daran, was sie machen. Und das fand ich in meiner Anfangszeit auch immer sehr cool. Und auch als wir Real-Developers gebaut haben, dass ich mir gedacht habe, hey, Software-Entwickler, das ist ja eine Zielgruppe.
Speaker0[28:52]Tagsüber programmieren die und am Abend treffen sie sich im Meetup und reden dann immer noch über das Programmieren oder haben eigene Side-Projects. Das ist dann einfach auch irgendwo eine Passion, eine Leidenschaft. Und wenn einem das Spaß macht, dann soll man auch bitte dabei bleiben. Man muss ja nicht immer weiter aufsteigen. Es ist eher abwechslungsreich. Es ändern sich Technologien, es kommen neue Technologien dazu, es wechseln sich die Projekte ab. Es macht auch Spaß. Und ich glaube, wenn man dann wirklich eher quasi weiter aufsteigen muss, da muss man sich wahrscheinlich breiter aufstellen. Aber man kann auch einfach so das Beste, sowas gibt es natürlich nicht, aber sozusagen einfach als Konzeptbeispiel einfach der beste Machine Learning Ingenieur werden und sich immer weiter und weiter und weiter und weiter spezialisieren und Spaß daran haben, verdient man auch sehr gut. Wahrscheinlich auch besser als in den meisten Management-Positionen mittlerweile. Also wenn ich mir anschaue, was so die Leute in den USA in den Positionen verdienen, dann ist das doch auch gut. Ich glaube, es ist nicht ein entweder oder, sondern was zu einem passt.
Speaker2[30:00]Uli, weißt du noch, wie du dieser Frage damals begegnet bist?
Speaker1[30:03]Puh, hätte mir früher mal schon jemand gesagt, such mal nach deinem Purpose und dann wird alles viel einfacher, dann hätte ich wahrscheinlich vielleicht früher auf diesen Weg gekommen, um ganz ehrlich zu sein. Und natürlich waren wir alle mal jung und wir brauchten das Geld, haben natürlich auch Dinge gemacht, die, wenn man jetzt so im Nachhinein mal drauf guckt, wahrscheinlich sagen würde, würden wir nicht nochmal machen. Aber das sind halt auch Erfahrungen. Und ich finde, das Entscheidende, was mich so ein bisschen geprägt hat, ist, so hat der Motto, live your purpose or you live the purpose. Purpose of somebody else. Also die Frage ist halt, wenn du deinen eigenen Purpose noch nicht gefunden hast, dann lebst du den Purpose von jemand anders. Das ist alles okay, wenn ich damit vollfühle. Genau wie Seat sagt, wenn du sagst, ist für mich okay, ist genau das, was ich will, alles super. Wenn du aber merkst, oh, irgendwie gibt es Spannung und das passt nicht zu mir, dann muss ich da was dran ändern. Und den dann zu verstehen, das klingt manchmal schwierig, aber ist gar nicht so schwierig, aber sich der Frage auseinanderzusetzen und der zu nähern, das ist schon entscheidend. Ich weiß, ich hatte irgendwann mal immer diesen irrsinnigen Traum, ich will Geschäftsführer werden.
Speaker1[31:10]Ich weiß nicht, wo der hergekommen ist, aber er war plötzlich da. Und dann habe ich alles dran gesetzt, in meiner Karriere, in meinem Leben das zu werden. Ja, und das hat dann irgendwann auch funktioniert, weil es ist halt genau, wie Seat sagt, wenn ich mit einem Ding identifiziere und das willst du machen und das willst du sein, dann setze alles daran, das zu tun. Das ist dann schon so ein bisschen gleichzusetzen mit dem, eigentlich so deinem Traum zu verwirklichen. Also das, was dir wichtig ist und das, was entscheidend ist. Das Entscheidende bei Generalisten ist halt, du bist an der Oberfläche, du bist nicht mehr tief drin und du kannst auch nicht mehr tief drin sein. Aber dafür hast du halt genügend Menschen, die mit dir zusammenarbeiten, die genau das Wissen haben. Und das ist halt auch so ein Stück weit loslassen von der ursprünglichen Tiefe, die du hattest, hinzugehen, halt mit Teams zusammenzuarbeiten. Und wenn einem das Spaß macht, ist alles super. Wenn du merkst, es macht aber nicht Spaß, dann wieder eher Mastery machen. Also eher zu sagen, was ist eigentlich für meine Spezialisierung.
Speaker0[32:10]Ja, absolut. Da fällt mir noch dazu ein, wir müssen auch aufpassen in unserer Gesellschaft, dass wir nicht zu den Getriebenen werden von Medien und von dem ganzen Druck, immer Karriere zu machen, weil eigentlich überall, was du liest, es geht ja immer nur darum, aufsteigen, aufsteigen, aufsteigen, Karriere machen, wer Geld verdienen, was auch immer. Und ich glaube, das führt dann auf, und das habe ich selber auch gesehen, bei Freunden und Kollegen, die dann zum Beispiel eigentlich Spaß haben an der Sache, die sie machen. Sagen wir mal einfach normale Softwareentwickler. Und die verdienen auch gut. Das heißt, die haben jetzt nicht den, sage ich mal, monetären oder finanziellen Druck jetzt unbedingt aufzusteigen, sondern es ist eher was Gesellschaftliches, wo du dann, und da kommt es wahrscheinlich auch von dir, Uli, und vielleicht von mir auch, ein bisschen aus der Elternhauserziehung.
Speaker0[32:53]Was für sich was, das ist das alte Narrativ, und studieren und dies und das und Geschäftsführer werden und unabhängig und so weiter. Und dann machen Leute vielleicht diesen Schritt, den sie eigentlich gar nicht machen wollen würden, aber sie glauben, sie müssen ihn machen. Ich muss jetzt Teamlead werden und ich muss jetzt Product Manager werden und ich muss jetzt CTO werden und was weiß ich was. Und dann finden sie sich oft in einer Rolle wieder, die ihnen überhaupt keinen Spaß macht. Und dann ist es schwierig zurückzugehen, weil das ist ja dann wieder das gesellschaftliche Problem. dann bist du ja gescheitert, wenn du jetzt zurückgehst und da kommt man in so eine Spirale rein, dann müssen wir wirklich aufpassen. Deshalb sage ich, wenn es jemandem Spaß macht, das, was er tut aktuell, und wenn er finanziell natürlich zufrieden ist, dann warum Veränderung suchen die? Man muss ja nicht sein. Und selbst wenn man sagt, naja, vielleicht ist finanziell woanders mehr drin, dann vielleicht mit dem Bestätigungsgleichset, das, was du schon tust, vielleicht gibt es Möglichkeiten, da noch mehr zu verdienen, wenn man schon jung ist und sozusagen, wenn man das Geld braucht. Anstatt es irgendwie in Rollen zu gehen, die man nicht unbedingt machen möchte.
Speaker1[34:00]Total. Und da gehört Mut zu, dann zu erkennen, dass das eben nicht das ist, wofür man lebt. Und dann halt den Schritt wieder nach hinten oder nach rechts oder links zu machen. Ich habe in meiner Karriere einige Leute erlebt, die vom besten Sales-Menschen zum Sales-Manager aufgestiegen sind. Und die waren total unglücklich. Die konnten nicht mehr beim Kunden sein. Die konnten alle nicht mehr das tun. Da braucht es halt auch eine gute Führungskraft, die das erkennt und hilft, diesen Schritt, genau was du beschreibst, gesellschaftlich, mit zu argumentieren und halt auch da eine Tür zu öffnen. Aber ich finde, in unserer heutigen Welt sind wir gesegnet mit, ich sage mal, doch einem ganz guten Wohlstand und da musst du nicht was tun, was dir nicht gefällt. Und vor allen Dingen, du verbrauchst so viel Energie an Dingen, wenn du Dinge machst, die dir aufgedruckt werden, die dir aber keinen Spaß machen. Da kann es nicht gut sein. Also sorry.
Speaker2[34:54]Ich danke euch beiden. Das war ein sehr spannender Austausch zum Thema Entwickler. Und wie immer an der Stelle die Frage, was habt ihr aus dem Gespräch mitgenommen? Was wird euch über die Folge hinaus beschäftigen?
Speaker1[35:07]Also ich fange mal an. Also erst mal, Seat, vielen lieben Dank, dass du da warst. Ich muss mir dieses Schlösschen da mal angucken, wo ihr eure Konferenz da mal gemacht habt. Vielleicht gehen wir da mal einen Kaffee trinken oder sowas. Nee, aber Spaß beiseite. Es beginnt halt immer mit einer Idee. Und den Mut zu haben, die Idee dann auch weiter zu verfolgen und zu verfeinern. Und dann kommt manchmal, und nicht nur manchmal, sondern in viele Ortsdinge, kommt aus einem Zufallsprodukt, wird etwas ganz Großes. Und diesen Atem zu haben, dann auch daran weiterzuarbeiten und sich daran wirklich aufzugehen, das habe ich so für mich mitgenommen, neben der Tatsache, dass es immer unwahrscheinlich spart macht, mit CA zu sprechen und Empathie ist nochmal super hingeblieben.
Speaker0[35:48]Ja, also absolut. Und das würde ich auch so sagen, Empathie war, glaube ich, ein wichtiges Schlagwort in dem Gespräch. Und ansonsten, glaube ich, wovon wir mehr benötigen generell, ist einfach so ein wenig diese Lockerheit. Das ist ein kulturelles Thema wahrscheinlich auch in Europa und im deutschsprachigen Raum. Wir müssen nicht alles vorab wissen und wir müssen nicht alles vorab irgendwie alle Eventualitäten abdecken, sondern wir müssen Sachen auch einfach mal auf uns zukommen lassen und dann situationsbedingt das Beste daraus machen. Was zu uns passt, was im Einklang mit unseren Interessen und mit unserem Purpose ist. Das finde ich auch noch ein wichtiges Schlagwort. Genau, und ansonsten kann ich mich nur noch mal für die Einladung bedanken. Es hat irrsinnig Spaß gemacht.
Speaker2[36:34]Eine Frage habe ich noch an dich, lieber Seat, und zwar stellen wir immer hier zum Abschluss nochmal eine Frage, die nicht unbedingt nur was mit dem Thema zu tun hat, sondern auch mit dir und deiner persönlichen Entwicklung. Und zwar geht es darum, stell dir vor, du darfst ein Plakat gestalten vor deiner Uni, dort wo an der Technischen Universität Wien oder an der FH Oberösterreich in Steyr die Studenten rein und raus gehen. Was würde denn auf diesem Plakat stehen? Was würdest du den Studentinnen und Studenten mitgeben wollen?
Speaker0[37:04]So vieles eigentlich, also in so vielen verschiedenen Bereichen. Es ist Wahnsinn, es wäre wahrscheinlich ein Roman oder so. Das Erste, was mir ja eingefallen ist, ist sozusagen, ja, es wird besser oder es wird nicht besser. Beides trifft zu, weil Schulzeit war immer so eine der besten Zeiten. Das sagen einem ja immer die Lehrer sozusagen. Später wird es nicht leichter sozusagen. Und dann müsst ihr euch aufs Teller schauen. Nee, ich würde wahrscheinlich draufschreiben, nicht alles zu ernst nehmen.
Speaker2[37:34]Seat, vielen, vielen Dank, dass du heute unser Gast warst. Hat Spaß gemacht. Danke dir.
Speaker0[37:38]Danke.
Speaker2[37:39]Uli, und danke dir auch.
Speaker1[37:41]Danke dir, lieber Markus.
Speaker2[37:42]Das war der Digital Pacemaker Podcast mit Seat Achmetowitsch, CEO und Mitgründer von We Are Developers. Weitere Informationen zu dieser Folge findet ihr wie immer in den Shownotes. Jetzt folgen oder abonnieren und keine Folge verpassen. Viel Spaß und bis bald, euer Uli und Markus.
Speaker1[37:59]Rock’n’Roll.
Music[38:00]Music